Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

Gründe für den Arbeitsunterricht. 7 
II. Kistorisch-pädagogische Gründe für den 
Arbeitsunterricht. 
Ein wichtiges, für den Arbeitsunterricht sprechendes 
Moment ist sodann der Fortschritt der Unterrichtsmethode, 
welcher unter dem Einflüsse der Naturwissenschaften durch 
die Anschauung und das Experiment herbeigeführt worden 
ist. Im Unterrichtswesen stehen wir ja mitten inne im 
Ringen zweier Bildungsideale um die Herrschaft: des 
Humanismus und des Realismus. Der Humanismus mit 
seiner litterarischen Wiederbelebung des Altertums schuf ein 
auf das Buch gegründetes Bildungswesen. Ihm war das 
Buch das einzige Bildungsmittel, Grammatik und Lexikon 
seine Rüstzeuge der Erkenntnis, nicht die Sinne, nicht die 
Beobachtung und Erfahrung. Da gab es einen in die 
Bücher vergrabenen, dem Leben entfremdeten Gelehrten- 
stand, der sich wohl hoch über das Volk erhaben dünkte, 
während das Volk sich dafür mit Humor und Spott an 
den Gelehrten — den Verkehrten rächte. Die ehemalige 
Alleinherrschaft des Philologismus beweist deutlich der Um- 
stand, daß auch die Naturwissenschaft, soweit Ansätze dazu 
aus dem Altertum litterarisch überkommen waren, z. B. in 
den Schriften des Aristoteles, rein nur Verbalistisch hin¬ 
genommen wurde, ohne jede Beziehung zur Wirklichkeit. 
Und dennoch kam eine Zeit, wo das philologische 
Wissen die geistige Welt nicht mehr ganz beherrschte. 
Diesen Umschwung verdankt die Menschheit der Entwicke- 
luug der Naturwissenschaften. Sie beruhen auf der 
Beobachtung, und mit Recht heißen sie Erfahrungswissen- 
schasten. Seit den letzten zwei Jahrhunderten haben sie die 
größte Veränderung, die in der Menschheitsgeschichte über- 
Haupt herbeigeführt worden ist, bewirkt, und so konnte es 
nicht fehlen, daß die Naturwissenschaften und ihre Gram- 
matik, das ist die Mathematik, darnach auch im Unterrichts- 
Wesen siegreich vordrangen. Nun ist nicht mehr das Buch 
allein, sondern auch die Anschauung und das Experiment
	        
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