Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

214 Stellung des Arbeitsunterrichts in besonderen Unterrichtsanstalten. 
doch gar zu mechanisch. Die Kinder müssen immer dieselben 
Handgriffe thun, sie müssen tüchtig geübt sein, wenn die 
Arbeit lohnen soll, und dadurch ähnelt die Beschäftigungs- 
anstalt leicht der Fabrik. Ich meine, auch in Bezug auf die 
Auswahl der Arbeiten sei das Beste für die Kinder gerade 
gut genug. Die Arbeit der Kinder muß erziehend wirken; 
die Produkte solcher Arbeit aber, an der die geistige und 
körperliche Kraft des Kindes sich langsam entwickelt, sind 
nicht absatzfähig; sie können unmöglich so vollendet sein, 
daß sie einen Marktpreis erzielen. Kurz gesagt: eine Arbeit, 
welche erzieht, kann nicht lohnen, aber eine Arbeit, welche 
lohnt, kann auch nicht erziehen. Man sollte darum auf die 
Einnahme durch die Kinderarbeit lieber verzichten und ihre 
Arbeitsprodukte zum Verbrauch in der Wirtschaft der Eltern, 
zum Schmuck des Stübcheus daheim dienen lassen. Die 
bildendste und gesündeste von allen durch die Beschäftigungs- 
anstalten getriebenen Arbeiten ist der Gartenbau, und es ist 
vielleicht kein Zufall, daß gerade die Gartenarbeitsschulen 
sich zu hoher Blüte entwickelt haben. Neben jenen Anstalten 
sind dann später die Jugendhorte entstanden, welche ihr 
Augenmerk nicht zunächst darauf richten, daß die Kinder 
Geld verdienen, sondern ihnen die in so vielen armen 
Familien vernachlässigte Erziehung angedeihen lassen. Ein 
Mittel unter anderen hierzu ist ihnen die praktische Arbeit, 
und in der Thöt giebt es an den Winterabenden keine bessere 
Verwendung der Muße, als solche Beschäftigung. Ihr 
kommt der Knabe mit dem größten Interesse entgegen, denn 
sie dient dem natürlichen Drange, mit den Händen etwas 
zu schaffen und zu bilden, der mißleitet zum Zerstörungs- 
trieb wird. Der emsig schaffende, in seine Arbeit vertiefte, 
ihrem Fortschritte mit wahrer Begeisterung folgende Knabe, 
er ist fürwahr ein wohlthuendes Gegenstück zu jenem slüch- 
tigen, durch das Straßenleben an Müßiggang gewöhnten 
Burschen, welcher der sittlichen Verlotterung entgegentreibt. 
So fest ist meine Überzeugung davon, daß die praktische 
Arbeit das beste Erziehungsmittel für den Knabenhort ist,
	        
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