Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Stellung des Arbeitsunterrichts in besonderen Unterrichtsanstalten. 213 
Vorstufe weiter gediehen, wenn also die Brücke zwischen 
der eigentlichen Schülerwerkstatt und dem Kindergarten 
geschlagen sein wird, dann erst wird man sagen können, 
daß die Idee, die praktische Thätigkeit zu einem Erziehungs- 
mittel für das heranwachsende Geschlecht zu machen, volle 
Geltung gewonnen habe. 
Weschäftigungsanstatten und Knaöenhorte. 
Eine wesentlich andere Bedeutung gewinnt die Hand- 
arbeit in den Kinderhorten, denn hier ist es die sittlich 
bewahrende Seite der Arbeit, die nützliche Beschäftigung, 
welche in Frage kommt. Das Vorbild des Kinderhortes ist 
die Familie. Gerade so wie sich das Zusammenleben der 
Glieder einer solchen gestaltet, soll sich auch das Treiben 
in den Jugendhorten entwickeln. Dieselben sind zwar erst 
in den letzten Jahren entstanden, aber es hat doch schon 
lange Anstalten gegeben, welche Kinder in der schulfreien 
Zeit beschäftigten und dadurch dem Straßenleben entzogen. 
Es sind dies die sogenannten Beschäftigungsanstalten oder 
Arbeitsschulen, deren erste wohl die im Jahre 1828 in Darm- 
stadt gegründete Knabenbeschäftigungsanstatt war, welche 
sich zu blühendem Bestände entwickelt hat und noch heute 
segensreiche Früchte trägt. Solcher Anstalten gab und giebt 
es an verschiedenen Orten noch eine ganze Reihe, und sie 
alle wirken gewiß wohlthätig auf die sittliche Bewahrung 
der Jugend, da sie dieselbe dem Straßenleben entziehen 
und sie an Fleiß, Ordnung uud Sparsamkeit gewöhnen. 
Aber man kann nicht behaupten, daß sie ihre Thätigkeit auf 
alle hier in Frage kommenden Kinder ausgedehnt haben 
und in ihrem Wirken von der Hingabe weiter Kreise der 
Bevölkerung unterstützt werden. Vielleicht deswegen, weil 
sie die Erwerbsfrage zu sehr in den Vordergrund stellen, 
während diesen Kindern doch ein Ersatz für das Familien- 
leben vor allem not thut. Und dann sind ihre Arbeiten wie 
das Strohflechten, Rohrstuhlbezieheu, Wollezupfen u. dergl.