Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Vas Wesen des Handarbeitsunterrichts. 
Der Handarbeitsunterricht erweitert die bisherigen 
Mittel zur Erziehung des heranwachsenden Geschlechts da- 
durch, daß er den Thätigkeitstrieb des Kindes benutzt, um 
die körperlichen und geistigen Kräfte desselben durch syste¬ 
matische Übung zu entwickeln. 
In der Forderung, daß das Kind sich bethätigen, daß 
es beobachten und erfahren, und damit an seiner Erziehung 
helfen solle, ist der Schwerpunkt der ganzen Bewegung für 
den Arbeitsunterricht und der schärfste Gegensatz zu der 
von außen hinein erziehenden Pädagogik zu suchen. Alle 
anderen von den Freunden der Arbeitserziehung gestellten 
Forderungen, daß die Hand geschickt gemacht, das Auge zu 
richtigem Sehen geschult, daß der Formen- und Farbensinn 
des Kindes entwickelt, seine Muskelthätigkeit mehr äuge- 
spannt werden müsse, alles das sind nur gleichsam Teile 
eines Farbenspektrums, dessen Lichtquelle gegeben ist in der 
Forderung, daß das Kind seine Kräfte bethätigen solle bei 
praktischer Arbeit. Hier liegt nicht nur der Kernpunkt der 
Frage, sondern auch der Schnittpunkt all der verschiedenen 
Richtungen, die sich bereits unter den Freunden dieser Er- 
ziehnngsidee gebildet haben, mögen sie nun auf den Namen 
Slöjd oder Husflid, travail manuel oder manual training, 
Arbeits- oder Handfertigkeitsunterricht schwören. Ob die 
einen den Unterricht den Lehrern, die andern den Hand- 
werkern übertragen wollen, ob sie bloße Übungen oder