190 Die Praxis des Arbeitsunterrichts.
auch hier für die Jugend gerade gut genug. Je weiter die
erziehliche Knabenhandarbeit sich verbreitet und vertieft,
um so eher werden sich auch leistungsfähige Werkzeug-
fabriken bereit zeigen, wirklich gutes, und zugleich für das
jüngere Alter passendes Werkzeug herstellen zu lassen.
Aber nicht nur in Bezug auf die Größe und Schwere
der Werkzeuge soll man von dem Handwerksgebrauche ab-
weichen, sondern auch in der Art derselben wird dies zum-
teil nötig sein. In der Holzarbeit für die jüngeren Knaben
sind wir bereits mit dem Messer, dem Parallelschraubstock,
dem Ziehhobel :c. aus dem Kreise der zünftigen Tischler-
Werkzeuge herausgetreten. Wir wollen ja auch keineswegs
das Handwerk, wie es ist, in den Erziehungsunterricht
hineinpflanzen, sondern allgemein den Knaben in die Welt
der menschlichen Arbeit einführen. Das Messer ist keines-
Wegs tischlermäßig, und dennoch ist es eines der vielseitigsten,
universalsten Werkzeuge, dessen Gebrauch jeder Knabe durch
Übung kennen lernen muß. Der Parallelschraubstock ist in
keiner Tischlerwerkstatt zu finden, und dennoch ist er ein
überaus praktisches Gerät zum Festhalten des Holzes beim
Bohren, Feilen, Schneiden und selbst beim Hobeln. Bei
der Durchbildung der Idee der Arbeitserziehung wird man
daher wohl auch weiter bemüht sein müssen, Werkzeuge,
welche für die Knaben geeignet sind, zu beschaffen, selbst
auf die Gefahr hin, dabei von den zunftmäßigen Werkzeugen
abzuweichen.
Von großer Wichtigkeit ist es endlich, diejenigen Werk-
zeuge, welche fort und fort zur Hand zu sein haben, wie
Messer, Schere, Maßstab, Falzbein, Schrägeisen, Flach-
zange 2C., von den Schülern selbst anschaffen zu lassen, weil
darin ein Mittel gegeben ist, die Arbeiten der Werkstatt in
das häusliche Leben zu übertragen. —
Die größte Schwierigkeit bereitet bei der Einführung
des Arbeitsunterrichts zumeist die Beschaffung der nötigen
Räumlichkeiten. Da liegt die Frage nahe, ob nicht auch
sonst schon gebrauchte Räume, wie Schulklassen, Turn-
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