Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

188 Die Praxis des Arbeitsunterrichts. 
Erzeugnisse der Baukunst jener Zeiten und deren einfachere 
Ornamente nachzubilden (z. B. Pyramide, ägyptische 
Tempelsäule, Lotosknospe jc., griechischer Helm, Schwert, 
Wurflanze, Schild :c. , Triglyphe, dorisches Kapitell, 
Mäander:c.). 
Für den Formenunterricht größerer Knaben ist berechnet 
derLehrgangvonPlanty,im e0ui-8moyen, sowie derjenige der 
Straßburger, Wiener und Leipziger Schülerwerkstatt. Sie 
lehnen sich alle eng an den Zeichenunterricht an und man 
kann die von ihnen zusammengefaßten Arbeiten recht wohl 
ein plastisches Zeichnen nennen. Der in den Handfertig- 
keitsvorlagen der Leipziger Schülerwerkstatt enthaltene 
Gang stellt die Entwicklung eines einfachen Zungenblattes 
zur Palmette dar, derjenige von Bruhus in Wien giebt 
die wichtigsten Formen der Elementarornamentik, die 
Palmette, die Rosette und das Akanthusblatt. Neuerdings 
hat endlich der Bildhauer Paul Sturm in Leipzig einen 
noch nicht veröffentlichten Lehrgang zusammengestellt, in 
welchem er die von Fedor Flinzer für den Zeichenunterricht 
geltenden Gesichtspunkte auf das Formen anwendet und 
für dasselbe nutzbar macht. Man sieht also, daß dieser 
Zweig des Arbeitsunterrichts sich noch im Anfange seiner 
Entwicklung befindet. Vielleicht, daß er sich in Zukunft 
einmal von den in den Schülerwerkstätten betriebenen 
Fächern der Papp-, Holz- und Metallarbeit sondert und 
dann neben dem schulmäßigen Zeichenunterricht, dem er ja 
am nächsten steht, Pflege findet, immerhin aber war es 
folgerichtig, daß die Schülerwerkstätten, indem sie all- 
gemein für die Bethätigung des Knaben eintraten, auch 
den Anstoß zu solcher Fortbildung des Zeichenunterrichtes 
gegeben haben. 
Jas Werkzeug und die Werkstätten im allgemeinen. 
Es ist vielfach die Frage aufgetaucht, ob die im Hand- 
werke gebräuchlichen Werkzeuge auch für den erziehlichen