Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

106 Die praktische Ausgestaltung der Idee von der Erziehung zur Arbeit. 
eine so reiche Welt von Ornamenten, daß man wirklich schon 
um dieser Möglichkeit willen, die Lust des. Schaffens 
empfinden zu lassen, für die Kerbschnittarbeiten eintreten 
muß. Neuerdings haben wir auch versucht, den Kerb- 
schnitzereien den Schmuck der Farbe zu verleihen, indem in 
bestimmtem, durch das Muster gefordertem Wechsel die 
Schnittflächen mit deckender Farbe übergangen werden. 
Das Formenspiel wird dadurch noch lebendiger und es wird 
so auch bei der Holzarbeit die Möglichkeit gewonnen, den 
Farbensinn zu pflegen und Farbenfreude zu erwecken. Alles 
in allem halte ich die Kerbschnitttechnik für eine sehr glück- 
liche, künstlerische Ergänzung der Hobelbankarbeit. 
Freilich hat man gegen das Schnitzen auch ein beachtens- 
wertes Bedenken erhoben, ob es nämlich nicht dazu bei- 
tragen werde, die Gefahren, welche den Augen der Schul- 
jugend drohen, zu erhöhen. Es würde falsch sein, wollten 
die Freunde der erziehlichen Handarbeit diesen gewichtigen 
Einwand außer Augen lassen; er ist indessen keineswegs 
unter allen Umständen zutreffend. Allerdings bekommt die 
Kerbschnitzerei unter den Händen eifrig strebsamer Schüler 
leicht die Tendenz, sich zu verfeinern, es erwächst daher für 
den Lehrer des Schnitzens die Pflicht, ihr bewußt entgegen- 
zuarbeiten, d. h. die kleinen Zierschnittchen nicht zuzulassen, 
damit dem Entstehen der Kurzsichtigkeit vorgebeugt werde. 
Duldet man nur Schnitte in normaler Größe, schließt man 
kurzsichtige Schüler vom Schnitzunterricht aus, läßt man 
nur bei gutem Lichte schneiden, werden die Muster mit 
einem zwar spitzen, aber schwarzen Bleistift deutlich vor- 
gezeichnet, und bringt man endlich das Schnitzen mit der 
Hobelarbeit organisch in Verbindung, so daß die Gegen- 
stände nicht nur vom Schüler selbst vorgearbeitet, sondern 
nach dem Schnitzen auch zusammengesetzt werden, und die 
Tätigkeiten des Hobelns, Sägens, Feilens :c. mit dem 
Zeichnen und Schnitzen lebendig wechseln, so ist gewiß nicht 
die geringste Gefahr für normale Augen vorhanden, nnd 
man hat darum keineswegs nötig, aus übertriebener Angst-
	        
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