Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

Die praktische Ausgestaltung der Idee von der Erziehung zur Arbeit. 85 
II. Die Lehrer des Kröeitsunterrichts. 
Die Frage: wer soll unterrichten? ist nicht überall in 
demselben Sinne beantwortet worden. Gegenwärtig ent- 
scheiden sich jedoch bei weitem die meisten Arbeitsschulen 
für den Pädagogen als den für die Erziehung des heran- 
wachsenden Geschlechtes berufenen, geschulten Fachmann. 
Wenn der Arbeitsunterricht ein Stück Erziehung ist, so 
muß er auch unbedingt den Händen der Erzieher anvertraut 
werden. Zunächst spricht dafür ein Nützlichkeitsgrund. 
Sicherlich wird das Vorurteil, wir wollten die Knaben zu 
Handwerkern erziehen, nur dann verstummen, wenn die 
Lehrer sich des Arbeitsunterrichts annehmen. Wir bedürfen 
tüchtiger Meister zur Ausbildung der Lehrer, nicht aber 
für die Unterweisung der Schüler. Wohl müssen die Lehrer 
technisch richtig arbeiten lernen, die Technik der Arbeit ist 
jedoch nur Mittel, Zweck ist die Erziehung des Kindes. 
Gegen die Handwerksmeister in der Schule spricht aber 
auch der rein sachliche Grund, daß dieselben immer geneigt 
sein werden, die Schüler wie Lehrlinge anzulernen. Wohl 
giebt es glänzende Ausnahmen von Meistern, welche mit 
natürlicher pädagogischer Begabung ihr Fach durchdrungen 
haben und die allen Handfertigkeitslehrern als Beispiele 
dienen könnten; das ist jedoch nicht der Durchschnitt. Des- 
halb gilt das Wort: die Werkstatt dem Meister, die Schule 
dem Lehrer. — Das Unterrichtsgebiet, um das es sich hier 
handelt, ist freilich ein Grenzgebiet, und daher kommt denn 
auch der Grenzstreit. Entweder muß dabei der Handwerker 
zum Pädagogen werden, oder der Pädagog muß sich die 
für diesen Unterricht nötige Technik erwerben. Daß letzteres 
das Einfachere ist, daß es sich leicht bewerkstelligen läßt, 
ist an Hunderten von Beispielen bewiesen worden und wird 
alljährlich von neuem gezeigt. Auch der tüchtige Hand- 
werker kann nicht oft die Gesichtspunkte, auf die es bei 
der Arbeit ankommt, hervorheben, den Gang der Arbeit 
methodisch gestalten. Wesentlich daher kommt ja die
	        
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