Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges. 2 (II. / 1930)

Wieviel Ehen hat der Krieg wohl zerbrochen, sind 
es hunderte, sind es tausende? 
Ehe wir uns mit mitleidvollem Grauen von diesem Panorama der be¬ 
dauernswertesten unter den am Leben gebliebenen Kriegsopfern abwen¬ 
den, müssen wir auch der Frauen gedenken, die ihr Leben und Schicksal an 
sie geknüpft haben und dadurch indirekt selbst zu Opfern des Massenwahn- 
sinns wurden. Es ist das Verdielist des Dichters Ernst Toller, die Tragik 
der Beziehungen dieser Frauen zu ihren'Männern erfaßt zu haben. Über¬ 
haupt kann sein Hinkemann als endgültige literarische Formulierung des 
unheimlichen dramatischen Motivs des entmannten Heimkehrers und der 
Unfähigkeit der Ehefrau, eine übermenschliche Aufgabe an seiner Seite 
zu erfüllen, gelten. In manchen Fällen war die Frau des Kriegseunuchen 
genau so wie die Hinkemanns, von den besten und edelsten Absichten 
beseelt. Absichten, die an der Unerbittlichkeit des täglichen Lebens schei¬ 
tern mußten. Mehr als bei all den unzähligen, durch den Krieg zertrüm¬ 
merten Ehen ist 
unser Mitleid hier 
am Platze. Handelt 
es sich doch um 
Männer, die das 
verlorene Liebes¬ 
glück auch an der 
Seite eines anderen 
Weibes nicht mehr 
wiederzufinden ver¬ 
mochten. So tönt 
aus jedem Aufschrei 
des Dramenhelden 
Tollers der ganze 
J ammer der durch 
die Hölle des Krie¬ 
ges gepeitschten 
Kreatur, eine nie 
mehr verstummende 
Anklage heraus. 
Wir wollen es uns 
nicht versagen, einen 
Teil des Dialogs 
zwischen Hinke¬ 
mann und dem Ver¬ 
führer seiner Frau, 
Paul Großhahn, 
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