Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges. 2 (II. / 1930)

auch in dieses, meinem 
Fühlen und Denken so 
verwandte Buch ver¬ 
senkt habe. Wie Tau¬ 
sendundeine Nacht, Ca 
sanovas Memoiren, Re- 
tifs Memoiren schreit 
der Schwejk nach einer 
verständigen Kürzung. 
(Es müßte höchstens mal 
eine Zeit kommen, wo 
die Menschen mit sechs 
Stunden Arbeit reich¬ 
lich ihr Brot verdienen 
— dann soll der ganze 
Schwejk gelten!) 
Den Spionagebetrieh 
in der Etappe schildern 
vor allem die beiden 
Bücher von Heinrich 
Wandt über die Etappe 
Gent. Dann sind zu 
nennen Berndorffs Zu¬ 
sammenstellungen ver¬ 
schiedener Spionage¬ 
affären in seinem Buche 
„Spionage44 und Hein¬ 
rich Binders „Spionage¬ 
zentrale Brüssel.44 In 
Hans Otto Henels „Eros 
im Stacheldraht44, auf 
das ich gleich ausführlicher eingehen werde, gibt die Novelle „Judith44 den Werde¬ 
gang einer bekannten belgischen Spionin wieder. 
Die Leiden der Heimat haben vor allem in Glaesers „Jahrgang 190244 Gestalt ge¬ 
wonnen. Dann sind hier zu nennen Marta Scheele „Frauen im Kriege44 und Arthur 
A. Kuhnert „Kriegsfront der Frauen“, wobei man wieder die alte Erfahrung macht, 
daß die Männer die Frauenpsyche doch weit tiefer ergründen können als die Frauen 
selbst — Kuhnerts Buch ist hundertmal tiefgründiger als das Werk von Marta 
Scheele —, dann Brandt „Trommelfeuer, Symphonie der Kriegstoten“ — Brockemühl 
„Im Spiegel der Heimat“ und Wilhelm Platz „Moloch Krieg frißt alle Liebe“. 
Die Kriegsgefangenschaft beschreibt außer den drei schon genannten Büchern von 
Dwinger, van der Vring und Wilke noch Arnold Zweigs „Streit um den Sergeanten 
Grischa“. Es ist die Geschichte eines aus deutscher Gefangenschaft entflohenen 
Russen, der wieder eingefangen und nach einem langen und großartigen Kampfe 
einiger gerecht empfindender Deutscher für ihn als Spion erschossen wird. Zweigs 
Werk ist ein Epos voll von Gestaltung, nicht wie die meisten anderen Kriegsbücher 
ein Erlebniswerk, sondern ein Roman, eine Dichtung (allerdings auch nach einem 
tatsächlichen Vorfall). Auch dies Werk ist ein überzeugendes Dokument gegen die 
Sinnlosigkeit des Krieges. Leider erschwert für meinen Geschmack die übertrieben 
gedrechselte Sprache, die im ewigen Ringen nach Ausdruck immer neue Bilder 
Die Schauspielerin Mlle. Chenal singt in der Pariser Opera-Comique 
die Marseillaise 
Zeichnung von Georges Scott 
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