Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges. 2 (II. / 1930)

Generäle die Lampassen tragen, abgeschnitten und auch Achselstücke 
herausgerissen. Im übrigen lebten alle Grausamkeiten des Dreißigjährigen 
Krieges wieder auf, Pferdeschwanzanbinden, Vierteilen, Rädern, Schinden. 
Andenken an diese entsetzliche Praxis befinden sich heute noch im Zen¬ 
tralmuseum der Roten Armee in Moskau. In einem Aufsatz von Stefan 
Mill23) lesen wir über die Sammlung dieses in seiner Art zweifellos ein¬ 
zigen Museums: 
Unter den Andenken an das weißgardistische Regime ist ein Hand¬ 
schuh aus Menschenhaut, auf 
der Station Sacharnaja, Ural¬ 
gebiet, von der Hand eines Rot¬ 
gardisten gezogen, die getrock¬ 
nete Haut ist runzelig, die Fin¬ 
gernägel wie poliert. Schauer¬ 
lich! Aber noch schauerlichere 
Andenken sind da: Der Haken 
des Galgens, an dem Bulak-Ba- 
lachowitsch in Pleskau auf ein¬ 
mal einige hundert Menschen 
auf gehängt hat, ein ganz ge¬ 
wöhnlicher, verrosteter, eiserner 
Haken. 
Daß die traditionelle russische 
Knute auch während dieser Zeit 
nicht ruhte, ist leicht zu erraten. 
Und wie geprügelt wurde, läßt sich 
bei einiger Kenntnis der zaristi¬ 
schen Handhabung der Nagaika 
erraten. 
Zu bemerken ist, daß sich an 
D" V°lk diesen sadistischen Orgien vielfach 
(»a. i. z.«) auch Frauen beteiligten. So lesen 
wir beispielsweise, daß im fernen 
Osten von den Weißen »Kriegsgerichte mit Billardspiel und Dirnen al& j 
Beisitzerinnen« abgehalten wurden24). Der österreichische Kriegsgefangene 
Dr. Burghard Breitner erzählt in seinem Tagebuch25) am 1. Dezember 
1919 eine Szene in dem berüchtigten Panzerzug des Atamans Semenoff, 
eines Kosakenhäuptlings, dessen Sadismus schwerlich zu überbieten 
sein dürfte. 
»Er (ein Japaner aus der Besatzungsarmee) wird als Gast in einen 
Semenoffschen Panzerzug gebeten, der nach zwei Stationen hält. Ein¬ 
ladung, in einen anderen Waggon zu kommen. In diesem 17 gefesselte 
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