Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

die sich nicht wieder schließen 
wird: das Rußland der proletari¬ 
schen Revolution. 
War es auch bis jetzt mit oft 
recht erheblichen Schwierigkeiten 
verbunden, aus demWirrsal der Er¬ 
scheinungen die allgemeingültigen 
von sittengeschichtlichem Belang 
herauszuschälen, so spottet die 
Umsturzzeit vollends jedem Ver¬ 
such, ihre seelischen Begleit- und 
Folgeerscheinungen einheitlich zu 
erfassen. Selbst die noch am ehe¬ 
sten glaubwürdige Behauptung, 
die Nachricht vom Ende des Völ- 
kermordens sei überall mit hellem 
Jubel auf genommen worden, kann 
nicht allgemeine Gültigkeit bean¬ 
spruchen. Dazu hatte der Krieg eben zu lange gedauert. Wir haben 
gesehen, welch furchtbare Fortschritte die Verrohung, die unweigerlichste 
Vorbedingung und Konsequenz des Massenkrieges, gemacht hatte und so 
kann es uns nicht verwundern, daß der Waffenstillstand an der Front 
vielfach als Unterbrechung einer schon angewöhnten Lebensweise emp¬ 
funden wurde. Fast alle Kriegsteilnehmer und beileibe nicht nur die aus 
Die Revolution ist der Friede 
Zeichnung von R. Minor, New York 
den sogenannten Siegerstaaten, wissen über ähnliche Gefühle zu berichten, 
wie sie der englische Unteroffizier Edmonds in freimütiger Weise schildert: 
Wenn ich an die verflossenen Jahre des großen Krieges zurückdenke, 
so scheint es 
mir am 
schwersten, 
mir das Jahr 
1919, 
ste von 
ins Ge 
nis zu 
In dieses fiel 
der Moment 
der Enttäu¬ 
schung. Der 
Zauber, der 
uns so lange 
bestrickt 
Verbrüderung zwischen deutschen und russischen Soldaten an der Dünaburgfront, 
während Miljukow den Krieg bis zum Siege fortsetzen will 
(»A. I. Z.«) 
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