Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges. 2 (II. / 1930)

Hunger und Liebe 
Zeichnung von A. Stadler 
fand nur ungerechte und 
gestrenge Richter. Die 
strengsten und ungerechte¬ 
sten in ihren eigenen Ge¬ 
schlechtsgenossinnen. Die 
Damen, die sich in verschie¬ 
denen Städten der Entente 
und der Mittelstaaten, wie et¬ 
wa in Breslau8), fr ei willig der 
Polizei zur Beaufsichtigung 
ihrer Geschlechtsgenossin¬ 
nen auf Straßen und Plätzen 
zur Verfügung stellten, 
manifestieren da nicht wenig 
klar die Größe des sexuellen 
Neides, der in der einen un¬ 
glücklicheren Hälfte der Frauen gegen diejenigen wütete, die noch einen 
Mann hatten. Alle Phrasen von Behütung Jugendlicher; Warnung und 
Schutz haben den sexuellen Neid nie und nimmer verbergen können, der 
— oft unbewußt — zu derart grotesken Auswüchsen geführt hat. 
Ebenso bedeutungsvoll aber ist die Frage der Kriegs jugend. Natür¬ 
lich handelt es sich hierbei um die Jugend beiderlei Geschlechts, denn die 
durch den Krieg bedingte Prostitution minderjähriger Mädchen fand ihr 
Gegenstück in frühzeitigen Liebeserfahrungen der männlichen Jugend. 
Hunderte von Ju¬ 
gendlichen, deren 
Väter im Trom¬ 
melfeuer lagen, 
waren zu außer¬ 
ordentlich hohem 
Einkommen ge¬ 
langt. Väterliche 
Autorität war in 
Luft zerflat- 
tert, die Mutter 
war durch Sorge, 
Not und Arbeit 
auf gerieben, ent¬ 
behrte der Autori¬ 
tät oder wagte 
kein Wort, weil sie 
Budapester Kriegsgewinner »mulatieren« 
Zeichnung von L. Gedö VOH1 Lohn deS 
8
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.