Volltext: Bozen-Gries und Umgebung [224a]

Geschichtliches. 
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scliaft überhaupt nicht zugelassen und eifersüchtig dar¬ 
über gewacht, dass der rein deutsche Charakter der Stadt 
gewahrt bleibe. Ihr Gebiet zerfiel in drei gesonderte 
Bezirke, deren einer der städtischen Gerichtsbarkeit, 
welche eine zeitlang freiwillig dem Bischof von Trient 
überlassen worden war, der zweite dem Gerichte 
Wangen, zeitweilig dem adeligen Geschlecht der 
Wanga und Vintler zu Lehen gegeben, und deren 
dritter endlich dem stets landesfürstlich gebliebenen 
Gericht zu Gries unterstand. Späterhin wurden alle 
drei Gerichte in dem Stadt- und Landgericht Bozen ver¬ 
einigt. 
Schlimme Zeiten brachten der Stadt die Kämpfe 
der mehr und mehr aufstrebenden Grafen von Tirol mit 
den Bischöfen von Trient, die begreiflicher Weise ihr 
vermeintliches Recht einer Art Oberhoheit über Bozen 
nicht so leicht dahingeben wollten. Mit so manchen 
Festen im Umkreise fielen auch Bozens Mauern und 
Türme teilweiser Zerstörung anheim, um unter landes¬ 
fürstlicher Fürsorge dann aufs neue und um so fester 
wieder zu erstehen. Im letzten Drittel des 15. Jahrh. 
kam zwischen dem Grafen von Tirol und dem Bischof 
ein Vergleich zustande, der die Stadt endgültig von 
allen Verpflichtungen gegen letzteren löste und nur eine 
noch lange nach Trient gezahlte Küchensteuer von 
205 Gulden jährlich bestehen liess. 
Schon zu Zeiten der bischöflichen Vormundschaft 
hatte sich Bozen zu einem wichtigen Markt- und Stapel¬ 
platz für den Handel aus Venedig und Oberitalien nach 
Deutschland entwickelt, da die früher zu Trient abge¬ 
haltenen Märkte hierher verlegt worden waren. So 
wird 1202 der hiesigen „mercata annualia“ als schon 
lange bestehend in Urkunden erwähnt und aus einem 
Schriftstück von 1224 geht deutlich hervor, dass in der 
Stadt viele Kaufherren vorhanden und die Häuser zu 
grossen Warenspeichern eingerichtet waren. Um 1500 
sind die jährlich stattfindenden vier Märkte bereits von 
hoher Bedeutung: internationale Messen, zu denen 
Händler aus ganz Italien, besonders von Venedig und 
Sardinien, aus der Schweiz und dem Süden des deutschen 
Reiches zusammenströmten. Die Landesfürsten waren 
natürlich eifrig bestrebt, diese Messen durch Privilegien 
verschiedenster Art zu fördern. So räumte Erzherzog 
Sigmund der Stadt das besondere Vorrecht ein, dass
	        
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