Volltext: Walter von Molo (Heft 8 / 1927)

Walter von DHolo 
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„Bleibt noch die Klage der Staatsanwaltschaft!" sagt BobenmaH. 
„Es würde mich aber doch sehr interessieren, Herr Präsident," unterbricht 
er sich, „zu wissen, wer der Dame das Geld zur Erhebung ihrer An 
klage gegen mich gab! Ich vermute, es sind dahinter noch andere, sehr 
schamvolle Leute verborgen, die sich durch mich schwer verletzt suhlen, 
öffentlich aber nicht gegen mich auftreten wollen? Diese höchst schamvollen 
Menschen müssen wir doch auch berücksichtigen?" 
„Es liegt, gegenwärtig, gegen Sie . . keine weitere Anklage vor!" 
„Aha! Es hat also doch, außer dem Wirt, der durch mich sein trübes 
Geschäft gestört sah, niemand sonst Anstoß genommen? Ich danke!" 
„Herr Staatsanwalt?" 
„Ich halte meinen Antrag auf exemplarische Bestrafung wegen Ver 
stoßes gegen die öffentliche Sittlichkeit aufrecht!" 
„Waren Sie denn dabei?" fragt Bobenmatz. 
„Was soll denn. . das wieder. . heißen?" 
„Da außer Ihnen, Herr Staatsanwalt, niemand an meinem Handeln 
Aergernis nahm, müssen Sie doch wohl dabei gewesen sein, wenn Sie 
mich anklagen?" Mit großem Interesse betrachtet sich Bobenmatz den 
bärtigen Staatsanwalt. „So, so?" sagt er launig, er droht mit dem 
Finger, „Sie waren also auch, Herr Staatsanwalt, bei der Dekolletagen — 
Schau dabei? Schau! Schau?" 
„Was nehmen Sie sich heraus? Ich gehe selbstverständlich nicht zu 
solchen . . Veranstaltungen!" 
Besorgt und ratlos blickt der Gerichtshof zwischen Bobenmatz und 
dem Staatsanwalt hin und her. 
„Zu.. solchen . . Veranstaltungen?" fragt Bobenmatz gedehnt. „Aha!? 
Hoher Gerichtshof," spricht er, er erhebt sich neu, „ich konstatiere, der 
Herr Staatsanwalt sprach von solchen Veranstaltungen! Der Herr 
Staatsanwalt scheute sich mit Recht, solche Schweinereien näher 
zu bezeichnen! Damit ist von Staatswegen bewiesen, daß die Veran 
staltung anstößig war! Wieso kann ich dann aber durch Störung einer 
anstößigen Veranstaltung gegen die ,Sittlichkeit verstoßen haben?" 
„Ich entziehe Ihnen das Wort!" Aufgeregt siüftern Staatsanwalt 
und Vorsitzender miteinander, siüfternd stöbern sie in den Akten, immer 
wieder sehen sie ratlos Bobenmatz an. Die Beisitzer lächeln vor sich nieder; 
hastig richtet sich der Präsident aus, er erklärt, blutrot im Gesicht: 
„Ich schließe die Verhandlung! Die Entscheidung wird auf schriftlichem 
Wege bekannt gegeben werden!" 
Mit enttäuschtem Getöse, unzufrieden erheben sich die Zuhörer; Boben 
matz ergreift seinen Hut, er neigt den Kops und sagt: „Mahlzeit!^ 
Eilig macht ihm der Gerichtsdiener Platz, er reißt einen Diener. 
„Guten Tag, Herr Bobenmatz!" 
„Auf Wiedersehen, verehrter Freund und Kampfgenosse!"
	        
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