Volltext: Der Verrat von Carzano

über voll und ganz erfüllten, opferte er ohne jede Gewis¬ 
sensbisse, nur um seine ehrgeizigen Pläne durchführen zu 
können. Daß aber der Verrat, obwohl noch so gut ausgeklü¬ 
gelt, ein so klägliches Ende nahm, ist dem guten Geiste, der 
jeden österreichischen Soldaten auszeichnete und auch in 
kritischen Situationen nicht versagte, zu danken. Diese Zei¬ 
len sollen auch hineinleuchten in den Gigantenkampf, den 
die Monarchie gegen den äußeren und den weit gefähr¬ 
licheren inneren Feind führen mußte, und beweisen, daß 
der österreichische Soldat bis zum letzten Augenblick, als die 
Sonne schon über Österreich unterging, heldenhaft kämpfte 
und sein Leben für fein Vaterland opferte. 
Der Verräter Vivko 
Im letzten Kriege, den Österreich-Ungarn notgedrungen 
gegen feine Feinde führte, war Verrat an der Tagesord¬ 
nung. War es im Anfang in den Grenzgebieten die Zivil¬ 
bevölkerung, die nicht nur aus nationalen Gründen zur 
Verräterin wurde, so war es im Völkergemisch der Mon¬ 
archie, besonders im letzten Jahre des Ringens, keine 
Seltenheit mehr, wenn auch militärische Personen, nur um 
den Sonderbestrebungen einer einzelnen Nation zu dienen, 
dieses schändlichste aller Verbrechen begingen. Unter letz¬ 
teren nimmt zweifelsohne die erste Stelle ein der Slowene 
Dr. Ludwig Pivko, heute ein bekannter Führer der Slo¬ 
wenen in Marburg. 
Vor dem Kriege Professor am Realgymnasium in 
Marburg, rückte Pivko zu Beginn des Weltkrieges zum 
I.-R. 37 ein; in diesem Regiment bekleidete er die Stet- , 
lung eines Oberleutnants. Als glühender Deutschenhasser 
und Anhänger der großferbifchen Idee begann er im Ge¬ 
heimen unter feinen Kameraden dafür zu werben und sie 
aufzufordern, bei der ersten Gelegenheit mit ihm zum 
Feinde überzulaufen. Pivko hatte bald Erfolg und in ganz 
kurzer Zeit hatte er eine Anzahl — meist zugeteilte Tsche¬ 
chen — für feine Gedanken gewonnen. Als das Regiment 
auf den montenegrinischen Kriegsschauplatz kam, wollte er 
mit seinen Anhängern beim ersten Gefecht zum Feinde 
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