Volltext: Die deutsche Offensivschlacht [13/I. Teil] (Band 13 I. Teil / 1926)

Versuchte Vorverlegung der Angriffsziele. 
f»5 
Atem halten die Führer der vorderen Sturmwelle die Uhr in der Hand. 
5"! Em Wink — „Los!" Keine lauten Befehle. Wie die Katzen faufen 
die Leute an den Sturmleitern aus den friedensmäßig tiefen Gräben 
empor, winden sich durch die Sturmgassen des eigenen Hindernisses, die 
nach dem Feinde hin provisorisch wieder geschlossen worden sind, in 
Gruppen hintereinander, lösen sich in eine dünne Linie auf und streben, 
hier in ruhigem Schritt, dort in förmlichem Wettlauf, der feindlichen 
Stellung zu. 
Die Entfernung ist verschieden. Artillerieseuer faßt hintere Wellen. 
Von den Waldrändern tacken vereinzelt M.G., — also noch ist nicht alles 
Leben drüben erstorben. Gruppen von Gefangenen mit wehenden blauen 
Mänteln kommen die Höhe heruntergelaufen, Spuren des Wahnsinns auf 
den Gesichtern. 
Hinten bei den höheren Stäben werden diese Minuten nach Angriffs- 
beginn zu endlosen Stunden voll nervenzerreißender Spannung. Man 
weiß, jetzt fällt die Entscheidung, ob die Wochen ungeheuerlichster Arbeit 
und Anstrengung von Erfolg gekrönt sein werden, fällt eine Entscheidung, 
die für den Ausgang des Krieges weittragendste Bedeutung gewinnen 
kann. Und man vermag in diesen Minuten nichts mehr daran zu tun, rein 
gar nichts, als die Augen nach oben zu richten zu dem, der im letzten 
Grunde über Sieg und Niederlage entscheidet. Und dann kommen die 
ersten Meldungen, zunächst einander noch widersprechend, aber allmählich 
in immer größerer Klarheit den Erfolg verkündend. Das ist die Erlösung! 
Da wird der Geist frei von aller Besorgnis. Das Vorwärts der Truppe 
wirkt mit fortreißend. General v. Knobelsdorf selbst vergißt seine 
einengende Bestimmung, daß nur der erste Graben besetzt und gehalten 
werden soll. Bereits auf die Meldung des VII. R.K., 430 nachm., daß das 
Artilleriefeuer gut gelegen, ruft er ins Telephon: „Gut, denn man alles 
heut' nehmen!" Und auf die Befürchtung, daß das XVIII. A.K. nicht mit- 
gehen werde, ruft er dieses an: „Sind Sie bereit mitzumachen?" und 
noch einmal 5'°: „Soweit als möglich vor!" und um 6° auf die Meldung 
des Verbindungsoffiziers beim III. A.K., daß das Korps in Besitz des 
ersten Grabens sei, Patrouillen zum Teil schon den zweiten besetzt hätten, 
„es solle versucht werden, auch den zweiten Graben zu nehmen." Aller- 
dings vermögen bei der Schwierigkeit der Befehlsübermittelung sich diese 
Befehle nicht mehr voll auszuwirken, ganz abgesehen davon, daß die Art 
des Kräfteansatzes solchen weitergehenden Zielen nicht entsprach. 
Gegen den Haumontwald (vergl. Textskizze 1) hatte die 14. R.D. 
westlich der Straße von Flabas vom J.R. 159 das I. Bataillon unter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.