Volltext: Die deutsche Offensivschlacht [13/I. Teil] (Band 13 I. Teil / 1926)

Pläne zur Bezwingung Verduns. 
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nicht zu haben. So verfällt er auf eine Art behelfsmäßigen Ausweg, indem 
'er versuchen will, die Franzosen durch einen Angriff mit be- 
schränkten Zielen so zu zermürben, daß sie militärisch 
nichts mehr zu hoffen haben. Damit würde dann auch England, das 
inzwischen durch einen rücksichtslos geführten Ubootkrieg gleichfalls zu 
zermürben fei, fein „bestes Schwert" aus der Hand geschlagen fein und 
so eine friedenswillige Stimmung erstehen. 
Als geeignetsten Punkt für einen derartigen Angriff mit beschränkten 
Zielen hält Falkenhayn die Festung Verdun, die nebenbei infolge 
ihrer Nähe an der Bahn Metz—Sedan—Charleoille gleichzeitig eine 
ständige ernste Bedrohung einer wichtigen rückwärtigen deutschen Wer- 
bindung darstellt. Für Verduns Behauptung müsse Frankreich aus stra- 
tegischen und moralischen Gründen den letzten Mann einsetzen, müsse des- 
halb sich das französische Heer auch dann verbluten, wenn es den Deutschen 
nicht gelänge, Verdun selbst zu nehmen. Wenn schon diese Auffassung teil- 
weise gewagt erscheint, so sollte sich die Zuversicht, mit der die Falken- 
haynsche Denkschrift schließt, daß nämlich die deutsche Führung als 
Angreifer es ganz in der Hand habe, die Offensive auf Verdun in schnellem 
oder langsamem Tempo, mit voller oder halber Kraft zu führen oder sie 
nach Belreben abzubrechen — als verhängnisvoll erweisen*). 
Seit in den Septembertagen 1914 die fast vollendete Einschließung 
Verduns nach dem Rückschläge der Marneschlacht hatte wieder aufgegeben 
werden müssen, hatte der Plan, die Festung gelegentlich doch zu nehmen, 
nie ganz geruht. Bereits in einer Denkschrift vom 29.12.1914 hatte das 
mit dem Angriff und den Vorbereitungen betraute A.O.K. 5 Ober¬ 
befehlshaber: der deutsche Kronprinz, Chef des Generalstabes: 
Gen.Lt. Schmidt v. Knobelsdorfs, einen starken Vorstoß 
westlich der Argonnen in der Champagne und einen schwächeren östlich 
der Argonnen, aber auch diesen westlich an Verdun vorbei nach Süden, 
vorgeschlagen, um der Festung zunächst einmal ganz ihre rückwärtigen 
Verbindungen abzuschneiden und ihre Besatzung von dem übrigen sran- 
zösischen Heere zu trennen. General von Falkenhayn aber, der 
die Anfang 1916 äußerstenfalls für die ganze Angriffsverhandlung 
verfügbaren Truppen und Reserven auf 25 Divisionen berechnete, ver¬ 
warf solche weitgehenden Pläne. Nach langen Verhandlungen zwischen 
General v. Falkenhayn und dem A.O.K. 5 fügte sich dieses fast ganz 
*) Der Wortlaut dieser Denkschrift ist bereits mehrfach veröffentlicht 
worden. Unter anderem von Falkenhayn selber in seinen Erinnerungen „Oberste 
Heeresleitung 1914—16, in ihren wichtigsten Entschließungen".
	        
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