Figur ergaben sich witzige Situationen. Wir mußten zu lächer¬
lichen Mitteln aus der Manöverzeit greifen und — natürlich
ohne sein Wissen — eine Feldwache, die er noch nicht visitiert
hatte, von seiner Ankunft und seinen Wünschen warnend be¬
nachrichtigen. Leider war es ein Gefreiter, den man sandte, aber
kein Kirchenlicht. Er kam geradewegs von seiner Mission, als
ihm der Major begegnete. „Wo waren Sie?“ — „Bei der Feld¬
wache 3.“ — „Was haben Sie dort gemacht?“ — „Ich habe
gemeldet, daß Herr Major visitieren kommen und auf stramme
Meldung und Habachtstellung Wert legen.“ Tableau!
Ohne ein Wort zu sagen, kehrte der Major um. Knapp vorher
hatte er beim Vorbeigehen an der Drinica, einem toten Drina-
arm, auszusetzen gehabt, daß die Badenden nicht von fünf
Leuten mit Gewehren beschützt werden. Als er nun so schnell
zurückkehrte, nur vom Oberleutnant und von mir, der ich als
Ordonnanz hinten ging, begleitet, war ich mir dessen bewußt,
daß die fünf Leute noch nicht postiert seien, da im Kriege un¬
wichtige Befehle nicht mit übertriebener Schnelligkeit und nicht
mit unvornehmer Hast ausgeführt zu werden pflegen. Es konnte
also einen Skandal setzen. Deshalb schlug ich mich seitwärts in
die Büsche und rannte zur Badestelle, wo ich mich aufstellte.
Eine Minute später watschelte der Stabales heran, ich leistete
die Ehrenbezeigung, als ob ich ihn nie gesehen, geschweige denn
eben verlassen hätte, und er dankte. „Wo haben Sie Ihre
Leute?“ — „Fünf Mann im Dickicht längs des Ufers verteilt,“
entgegnete ich, ohne auch nur einen Augenblick bei dieser
frechen Lüge zu stocken. — „Sehr zweckmäßig, bin vollkommen
einverstanden.“
Gegen 4 Uhr kam das Marschbataillon unseres Regiments zu
uns. (Ein zweites soll bereits — wo nimmt man nur so viele
Leute her? — in Pisek auf gestellt worden sein.) Es ist von
Wien auf der Donau und der Save zu Schiff hierhergekommen,
um unsere Stände zu komplettieren. Die Leute schauten auf das
schöne Drinicawasser, dem man nicht ansah, daß es einige
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