darin seiner Montur und Armatur entledigt und war unter Was¬
ser ans Ufer geschwommen.
Wenige Minuten nach diesem ersten Berichterstatter kam
Wintera mit durchschossenem Arm an. Er hatte sich mutiger
benommen. Trotz der schweren Wunde hatte er den Kahn durch
Feuer und Wasser zu einer Sandbank gerudert, um unser ein¬
ziges Überschiff ungsmittel nicht in die Hände der Serben ge¬
langen zu lassen. Erst als das Boot angelegt und befestigt war,
sprang er ins Wasser und schwamm mit dem verwundeten Arm
in Kleidern zu uns. Der arme Kerl, der schon auf dem Rajin
Grob einen Schrapnellsplitter ins Gesicht bekommen hatte und
davon noch immer geschwollen ist, wurde gleich verbunden, und
der Oberleutnant verfaßte einen Antrag, ihm die Tapferkeits¬
medaille zuzuerkennen. Der Rest des Tages war damit ausge¬
füllt, den Kahn von der Sandbank zu uns zu bringen, was
gelang. Aber die viermaligen Anstrengungen, die Patrouille der
13. Kompagnie herüberzuschaffen, die des Schwimmens nicht
kundig war, gelang nicht. Das Kanu war schlecht, die Strömung
stark, der Fluß breit, und die Serben feuerten intensiv auf das
Boot. Zum Glück wußten sie aber nicht, daß die fünf Leute von
der 13. Kompagnie drüben seien. Sie hatten sich dort eingegraben
und mußten bis zum Abend warten, bis die Pioniere kamen und
sie überschifften.
Donnerstag, den 27. August 1914.
Das Schießen verstummt heute nicht. Bald taucht drüben eine
serbische Patrouille auf und bekommt Feuer von uns, bald
werden unsere Patrouillen von drüben beschossen. Eben bringt
man einen Schwerverletzten von der 14. Kompagnie vorüber.
Freunde vom III. Bataillon haben mir durch eine Verbin¬
dungspatrouille die Neue Freie Presse vom 20. d. M. geschickt.
Japan hat an Deutschland ein Ultimatum gestellt, und der Papst
ist gestorben. Ich glaube, beides ist für uns derzeit gleich un¬
wichtig, wenigstens läßt es mich kalt.
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