Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Die Lüfte erschüttert, 
Die Erde erzittert 
Von Pferdegestampf. 
Laut toset der Kampf. 
Schließlich jagte uns ein Artillerieoffizier von unserem Sitz auf 
der Protze, und wir stapften wieder zu Fuß. 
Gegen Abend überschreiten wir die Drina auf einer Kriegs¬ 
brücke, in deren Pontons schon Pioniere stehen, um sie ab¬ 
zubrechen. Das österreichische Ufer ist von einer Schwarmlinie 
Honveds besetzt. Wir ziehen weiter nach Janja, wo in einem 
Pflaumengarten sich das 11. Regiment vergattert, leeren Magens 
seit zwei Tagen, entnervt, gebrochen von den Gefechten und 
der Flucht. 
Wie die Soldaten erzählen, die gestern serbisches Vieh nach 
Bjelina getrieben haben, sind die beiden Korps an unserer Seite, 
das 13. und 16., noch stärker geschlagen worden als wir und auf 
dem Rückzug begriffen. Auch andere Soldaten haben Tausende 
von Angehörigen dieser Korps nach Bosnien zurückflulen 
gesehen. 
Ununterbrochen äußert sich die allgemeine Depression in Ver¬ 
wünschungen und Verdächtigungen der Führer. ,,Lauter un¬ 
fähige, alte Esel sind unsere Generäle.“ — ,,Wer Protektion hat, 
dem wird das Schicksal von Hunderttausenden anvertraut.“ — 
,,Das sind prachtvolle Kerle, diese Serben, sie wissen ihr Land 
zu verteidigen. Wenn ein Feind nach Böhmen käme, würden wir 
ihn auch hinausprügeln.“ — „Lauter RedlsI Einer wie der an¬ 
dere, lauter bestochene Schufte, lauter Spione, lauter Verräter.“ 
Dieser Vorwurf kehrt immerfort wieder, auch von den intelli¬ 
gentesten Burschen ausgestoßen. Das Vertrauen in die Führung 
ist schon in Friedenszeiten infolge der albernen Behandlung der 
Affäre des Generalstabschefs Redl erschüttert worden. Wie hat 
man in Frankreich den kleinen Hauptmann Dreyfus inquiriert, 
' bestraft, monatelang recherchiert, prozessiert und diskutiert! 
Es war ein reinigendes Gewitter: es gab keinen Franzosen, der 
5 Kisch, „Schreib das auf1 
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