Von allen Höhen und durch die Hecken fuhren Geschütze
rücksichtslos auf die mit Wagen vollgepfropfte Landstraße und
drängten sich mitten in die Wagenkolonnen, nicht achtend des
Schimpfens von Kutschern und Unteroffizieren, der Befehle von
Offizieren, die naturgemäß immer nur das Interesse ihrer eigenen
Geschütze und Wagen vertraten.
Leute wurden überfahren, die Räder der Lafetten, der Fahr-
kiichen, der Wagen und Kanonen verfitzten sich ineinander,
Pferde bäumten sich auf und bissen einander, von den Peitschen¬
hieben und den Anfeuerungsschreien halbtoll gemacht, man
konnte oft weder vorwärts noch rückwärts.
Außer diesen Stockungen, welche die eigene Sinnlosigkeit ver¬
ursachte, gab es andere, für die der Serbe sorgte. Er beschüttete
den ganzen Weg, auf dem unser Heer von Flüchtlingen davon¬
jagte, mit Artilleriegeschossen. An zweitausend Schrapnell¬
schüsse wurden während des Tages gegen uns gerichtet und
platzten fast alle genau über der Straße oder wenige Schritte
von ihrem Rand entfernt.
Manchmal prasselten die Fiillkugeln nur auf Bagagewagen
nieder und zerschlugen die Fässer, Kisten, Kotier und Ver-
schläge, manchmal schlugen sie klirrend auf die Kessel der Feld¬
küchen oder auf Kanonenrohre und Munitionswagen, manchmal
aber wurden auch Gruppen von Soldaten getroffen, die mit
Aufschreien, Stöhnen, Hilferufen oder Resignation in Sümpfen
eigenen Blutes liegen blieben. Die nachfolgenden stolperten
über sie.
Wurden Pferde von den Sprengstücken und Zündern erwischt,
so stürzten sie mit triefendem Hals, durchbohrtem Rumpf, ge¬
brochenen Beinen, noch lebend, in ihrem Zaumzeug zusammen.
Den niederbrechenden Munitions- oder Wassertragtieren, deren
Führer gleichzeitig (noch vom Zivil her) ihre Besitzer waren,
schnallten diese die Gurte ab, und man sah darunter uralte
Druckwunden voll von Eiter und Fliegen und Würmern, denn
die faulen Maultiertreiber in Slawonien und Bosnien nehmen
61