Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Freitag, den 14. August 1914. 
Das Wasser schepperte in den Stiefeln, die Zunge war wie aus 
Leder, so daß nicht einmal der Rauch der Zigarette gespürt 
wurde. Wir hatten lange nicht geschlafen, der Feind war vor 
uns, und der (ärgere) Feind im Rücken war der Tornister; 
Müdigkeit; Gestrüpp, daß Kleider und Haut in Fetzen gingen; 
Brennesseln; Hunger; Kukuruz; nächtlicher Frost nach der Hitze 
des Nachmittags — so rückten wir gegen Lesnica vor. In den 
Maisfeldern platzten Minen, drei Leute unseres Bataillons wurden 
verletzt. Hier und da kamen wir an eine Kutja oder in ein Dorf, 
wo natürlich alles ausgeräumt war. Kein Lebewesen zu sehen, 
außer einigen Hühnern. 
Gegen ^5 Uhr morgens schritten wir aus unserer Stellung zur 
Besetzung eines Hügels, zu dessen Füßen die Stadt liegt. Kaum 
waren wir im Morgengrauen aufgebrochen, als aus den (wie wir 
später konstatieren konnten) sorgfältig ausgebauten Schützen¬ 
gräben der Serben Hunderte von Projektilen über unsere Köpfe 
sausten, jedoch ohne in meiner unmittelbaren Umgebung jeman¬ 
den zu verletzen. Wir gingen vor, überschritten eine Eisenbahn¬ 
strecke, auf der wir von einem rechts von uns befindlichen 
Gegner Flankenfeuer bekamen, beschleunigten unser Tempo und 
machten hinter einer Böschung halt. Im selben Augenblick 
krachten die Haubitzen der Serben, und etwa hundert Schritte 
vor uns ging ein Sprühregen von Schrapnellkugeln nieder. Im 
ersten Moment erschraken wir, um so mehr als wir wußten, daß 
sich die Artillerie erst einschieße und mit dem nächsten Schuß 
unsere Schwarmlinien erreicht haben werde. Aber drei Minuten 
später trat Gleichmut an Stelle dieser Unruhe, und als nun unsere 
eigene Artillerie das Feuer zu erwidern begann, schauten wir 
interessiert zu, wie die Schrapnelle zunächst oberhalb des Geg¬ 
ners einen feurigen Punkt in die Luft setzten, aus dem dann eine 
Rauchwolke und aus dieser ein Hagel niederging. Obwohl die 
eigenen Geschosse scharf über unseren Köpfen wie elektrische 
Schlitten hinsausten, empfanden wir keine Angst mehr, und als 
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