Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Trinkwasser gab es nicht, da die zahlreichen bosnischen 
Schwengelbrunnen vergiftet sein sollen. Wir sandten nach Ama* 
lijah, aber in den Trinkeimern kam nur trübes, von Infusorien 
bevölkertes Wasser zu uns. Ich trank es durch einen blauen 
Nackenschützer, den ich an den Mund legte. Durch diesen 
Nackenschützer, der bisher auf dem Halse eines Infanteristen 
geklebt hatte und den nun schon der halbe Zug als Filter 
im Mund gehabt hatte, schmeckte das Wasser besser als 
Sekt. 
Ich saß auf der Straße und kritzelte in diesem Notizbuch, als 
mich Leutnant Görner fragte, ob ich ihn schon in meinem Tage¬ 
buch verewigt habe. „Zuerst müssen Sie etwas Besonderes getan 
haben,“ entgegnete ich. Etwa eine halbe Minute später pfiff eine 
verirrte Serbenkugel durch die Luft, und Leutnant Görner 
äußerte schnell, aber nicht erregt: „Ich bin getroffen.“ Er wies 
auf seinen Fuß. Wir wollten es zuerst nicht glauben, sahen aber 
bald darauf, daß er die Wahrheit gesprochen hatte. „Es 
schmerzt wie ein Peitschenhieb,“ sagte Görner und humpelte in 
der Richtung zum Sanitätsplatz davon; er hatte seine Ver¬ 
wundung, die eine Heimreise bedeutet. 
Um 1 Uhr mittags überschritten wir die Pontonbrücke und 
waren auf der ersten Drinainsel, auf serbischem Gebiet. Die 
südlich von dieser großen Insel gelegene Gutic Ada war schon in 
der Nacht von der 2. Kompagnie besetzt worden. Die Insel, auf 
der wir in Gefechtsform als rechter Flügel des Regiments vor¬ 
marschierten, ist auf der Spezialkarte nicht als Insel eingezeich¬ 
net, da die sie umgebenden und durchfließenden Drinateile als 
tote Arme dargestellt sind. Aber die Drina ändert jedes Jahr 
ihren Lauf, und so geschah es, daß wir beim Vormarsch dreimal 
bis an die Hüften im Wasser, von der Strömung fast um¬ 
geworfen, mit Gewehr und Gepäck von Ufer zu Ufer marschieren 
und dann steile Böschungen hinaufklettern mußten. 
Vor einer Kutja auf der Amalijah Ada im Gehölz Osmin Sip 
trat ein Komitatschi, der dort gelauert hatte, plötzlich, während 
36
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.