Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Freitag, den 12. Februar 1915. 
Die Lerchen zwitscherten ganz deplaciert, die Sonnenstrahlen 
zermanschten den Schnee zu jener braunen Materie, deren Be¬ 
kanntschaft wir schon im anderen Winkel Europas gemacht 
hatten, und beschwerlich war der Weg, den wir von acht Uhr 
morgens bis sechs Uhr abends gingen, keuchend, fluchend, 
wankend entlang der kristallklar zwischen vereisten Teilen da¬ 
hinströmenden Gziroka, entgegen ihrer Strömung, genau in 
nördlicher Richtung. In Mehesfalva nahmen wir mittags Menage, 
am Nordausgang von Telepocz, wo wir erschöpft ankamen (ein 
echter Freitag!), wurde das Regiment einquartiert, ich mit 
einigen Kameraden in der Kammer einer Hütte, in der eine 
Familie von Mann und Frau mit sechs Kindern wohnt; die 
Gatten schlafen oberhalb des Herdes, über ihnen schaukelt eine 
am Dachsparren aufgehängte Wiege, von der liegenden Frau 
mit dem Fuß in Bewegung gesetzt, wenn der Säugling zu brüllen 
anfängt. 
Samstag, den 13. Februar 1915. 
Dementsprechend war auch die Nacht vom Freitag auf den 
Dreizehnten. Früh fünf Uhr Tagwache. Ich hatte gestern 
während des Marsches meinen Tornister auf einen Train wagen 
geworfen, mit dessen Kutscher ich befreundet bin, aber der 
Train war abends überhaupt nicht zu uns gestoßen, und es 
heißt, daß er jetzt von uns abgetrennt bleibt, da wir ins Gefecht 
kommen. Ich mußte den Tornister haben! Während sich also 
die Truppe rangierte, eilte ich im Dunkel zurück, fiel, suchte, 
und wußte vor allem von der Gefahr, als Deserteur behandelt 
zu werden, wenn man mich erwischte. „Immer war er mit der 
Truppe marschiert,“ konnte man mir vorwerfen, „und gerade, 
wenn es ins Gefecht geht, findet er das Regiment nicht.“ Ich 
rannte daher, als ich endlich meinen Tornister hatte, mit der 
schweren Last doppelt so rasch vorwärts. 
Meine Eile war unnötig gewesen. Das Regiment ging im 
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