lak und Spitzer rücken gemeinsam ins Feld ein. Pollak kommt
nach vierzehn Tagen zurück und erzählt, wie er jeden Tag zur
Marodenvisite gegangen sei, einmal mit Kopfschmerz, einmal
mit Herzschwäche, einmal mit Bauchweh. ,,So lange, bis dem
Regimentsarzt mies vor mir geworden ist und er mich zurück-
geschickt hat.“ Und Spitzer? „Spitzer? Der traut sich doch
nicht zum Regimentsarzt, der Feigling liegt im Schützengraben.“
— General Brudermann fährt nach der verlorenen Schlacht von
Rawaruska erster Klasse nach Hause. Unwillig darüber, daß
ein Jude ins Abteil kommt, brummt er verächtlich: „Kriegs¬
gewinner!“ „Sie nicht!“ gibt der Jude zur Antwort. — Auf die
deutschen und österreichischen Truppen bezieht sich die Be¬
merkung: „Die Aufgabe der Österreicher ist es, den Feind so
lange aufzuhalten, bis Militär kommt.“ — Ein Wiener fragt
einen Berliner: „Na, wie ist denn bei euch in Deutschland die
Stimmung?“ Der Berliner: „Ernst aber zuversichtlich. Und bei
Ihnen?“ „Bei uns? Hoffnungslos, aber optimistisch.“
Mittwoch, den 27. Januar 1915.
Der Winter ist gekommen mit viel Kälte und Schnee. Train¬
offiziere und andere uneingestandene Tachenierer bringen täg¬
lich Soldaten zur Anzeige, weil diese angeblich nicht vorschrifts¬
mäßig gegrüßt haben. Der Rittmeister unseres Regimentstrains
hat Leute gezwungen, Exkremente, die am Rande des Lager¬
platzes lagen, in bloßer Hand wegzutragen; er gibt an, daß sie
den Unrat selbst verursacht hätten, aber das ändert wenig. —
Das Siechenhaus des Ortes wurde geräumt, um als Arrest einge¬
richtet zu werden.
Donnerstag, den 28. Januar 1915.
Gemeinsam mit einem Freund habe ich ein Zimmer gemietet.
Da ich jedoch wieder Jucken verspüre, ging ich nicht hin, um
den Leuten die Betten nicht zu verlausen. Mein Freund wollte
um dreiviertel neun nach Hause, als er die Tür des Hofes
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