Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Montag, den 18. Januar 1915. 
Von sechs Uhr morgens an gingen wir über Neuhof, den 
Kaiser-Franz-Josephs-Kanal und die Römerschanzen, Neusatz 
rechts und südlich lassend, gegen Katy (Käcz), wo wir gegen 
drei Uhr nachmittags ankamen. Mit zwölf Mann wurde ich in 
die Küche eines Bauernhauses einquartiert; es gibt kein Stroh, 
und wir liegen auf Steinfliesen. 
Dienstag, den 19. Januar 1915. 
Aus Käcz brachen wir um 7,30 morgens auf, wia Tisza-Kal- 
manfalva nach Szajkas-Szent Iwan. Obwohl kaum vierzehn 
Kilometer lang, schien der Weg doch unendlich, es war zu warm 
zur Kälte und zu kalt zur Wärme, und durch flüssige Schoko¬ 
lade marschiert es sich jämmerlich; wenn wir querfeldein 
gingen, sanken wir tief in die Furchen, aber es war noch besser 
als auf der Chaussee, die eine Kette von Pfützen bildete. Um 
dreiviertel zwölf kamen wir in Kovil- (Szajkas-) Szent Iwan an, 
wo sich unsere Kompagnie in einem Meierhof einquartierle. Mir 
wurde mit fünf anderen ein emeritierter Schweinekotter zuge¬ 
wiesen, und da der Rest des Tages dienstfrei war, wollte ich 
einmal den Versuch machen, selbständig ein Bett zu mieten. Ich 
fand ein Zimmer mit zwei Betten, bezahlte zwei Kronen, und 
den ganzen Nachmittag lebte ich in der Besorgnis, von Offi¬ 
zieren ausgemietet zu werden. 
Es kam nichts dazwischen, und als ich abends nach der 
Menage (Kaffee) nach Hause ging, war mein Bett bereit. Ich 
schnürte die Stiefel auf und befreite mich von den Kleidern — 
oh, über das Ausziehen von Stiefeln und Kleidern! Und dann .. . 
ein Bett. Sechs Monate lang war es meine Sehnsucht gewesen, 
wieder in einem Bett liegen zu dürfen, ausgekleidet und ausge¬ 
streckt, an niemand gequetscht und von niemand gequetscht, 
durch keine Bewegung eines unruhigen Schlafgenossen geweckt, 
nicht mit dem Haken meiner Bluse oder den Knöpfen meiner 
Hose an irgend etwas hängenbleibend, nicht gepeinigt vom 
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