Volltext: Schreib das auf, Kisch!

wirtschaften zu betreten, denn „fröhliches Feiern entspricht nicht 
unserer militärischen Lage“; außerdem seien für das Verbot 
hygienische und disziplinäre Gründe maßgebend. Das wäre wohl 
ein Malheur, wenn arme Soldaten, die monatelang froren, hun¬ 
gerten, dürsteten und in Todesgefahr schwebten, einmal ihr Elend 
vergessen und sich betrinken würden! Obwohl „fröhliches Feiern 
unserer militärischen Lage nicht entspricht“, wurden alle Kla¬ 
viere der Privatwohnungen für die Offiziersmessen requiriert. 
— Bei Freunden, die ein Zimmer gemietet haben, tranken wir 
Kognak, und ich las mitternachts folgendes Gedicht vor: 
Nun stirbst du selbst, du Jahr des Mordens 
Und deine Schuld, mit Blut gebucht, 
Wird tausendfältig wild verflucht 
Auf unserer Flur und der des Nordens. 
De mortuis . . .? Wer kann dich preisen? 
Was hast du Großes denn gelehrt: 
Daß nur der Frieden Glück beschert, 
Das mußtest du mit Blut beweisen?! 
Du lächelst auf der Todesfähre? 
Nur Truggold ist dein Glorienschein, 
Nur Trug ist das Unsterblichsein 
Und Trug das Wort vom „Feld der Ehre“. 
Wohl. Was dein Name, das wird bleiben, 
Doch nur in Klios wirrem Buch, 
Wir aber wollen deinen Fluch 
Für ewig in den Himmel schreiben. 
Fahr’ hin, vermaledeites Wesen! 
Wir aber wenden heiß bewegt 
Zum Jahr den Blick, das sich erst regt, 
Um dich vom Posten abzulösen. 
Noch kommt es feldgrau aus den Sphären, 
Noch ist es nicht mit Blut befleckt, 
Noch ist’s mit Grauen nicht bedeckt, 
Jedoch: was wird es uns bescheren? 
Bringt es uns Glück, den Millionen? 
Bringt es im Rucksack Frieden mit? 
Bringt es des Schlachtgetümmels Tritt? 
Bringt es das Heim? Bringt es Patronen? 
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