Volltext: Schreib das auf, Kisch!

ja so oft für dich Kaffee gekocht.“ Ich bezahle ihm einen 
Schnaps für vier Kreuzer und noch einen Schnaps für vier 
Kreuzer und noch einen dritten, und er zwinkert den Gästen 
der Schnapsbudike zu, daß er eine „Wurzen“ gefunden habe, 
einen Dummen, auf dessen Kosten er zecht. Beim Verlassen des 
Lokals schüttelt er mir die Hand, versichert mich seiner Dank¬ 
barkeit. Ich habe das bessere Geschäft gemacht, aber es kränkt 
mich, daß er seine Freundschaftsdienste so niedrig einschätzt. 
Mit den Offizieren kann man erst recht nicht sprechen, sie 
haben ihre Themen aus der Friedenszeit: Avancementverhält- 
nisse, Protektionen usw. Nur ist jetzt der Knopflochschmerz 
dazugetreten. 
Dienstag, den 29. Dezember 1914. 
Während wir im Felde oft wochenlang kaum einen Offizier 
bei der Kompagnie hatten, sind sie jetzt in Fülle da. Teils sind 
sie auf die im vorigen Monat veröffentlichten Nachrichten von 
der „Zertrümmerung der serbischen Armee“ hierher aufge¬ 
brochen, teils haben sie bereits erfahren, daß die Armee auf 
Retablierung ist und sich gesund gemeldet, um während dieser 
Zeit einen „Felddienst“ absolvieren zu können. 
Mittwoch, den 30. Dezember 1914. 
Die Cholera hat in Ofutak sechs neue Todesopfer gefordert, 
obschon ihr ein Isolierspital gewidmet und ein neues Latrinen¬ 
system eingeführt wurde. Heute vormittag inspizierte General 
Schön. Auf die Frage, wer Läuse habe, trat etwa die halbe 
Mannschaft vor, ich aber nicht, da ich seit vorgestern keine 
gefangen habe; im Desinfektionsapparat werden die Kleider ja 
bloß zerrissen, und trotzdem hat man am Abend neues Un¬ 
geziefer, oft mehr als tags vorher. 
Donnerstag, den 31. Dezember 1914. 
Bei Straf e des Anbindens wird der Mannschaft verboten, am heu¬ 
tigen Sylvesterabend nach neun Uhr die Straßen oder die Schank- 
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