Volltext: Schreib das auf, Kisch!

Montag, den 21. Dezember 1914. 
Marsch in ein neues Quartier. Nach Ofutak an der Donau. 
Auf unserem Weg froren wir in unseren dünnen Mänteln und 
beneideten die sorgsam vermummten Agrarier, die uns in ihren 
Karossen überholten; selbst die Kutscher hatten so ungeheure 
Pelze, daß sie daraufhin bei uns eine Virilslimme im fideikom¬ 
missarischen Großgrundbesitz erhalten würden; ein pelz ver¬ 
brämter Latifundienbesitzer ließ sich von vier Knechten auf 
einer Draisine nach Ujvidek rudern. 
In Ofutak sollen wir ein paar Wochen Erholungsaufenthalt 
nehmen. Es ist ein langgestrecktes Nest, von Schwaben bewohnt, 
was angenehm ist, da sie reinlich sind und man sich mit ihnen 
verständigen kann. An einem Haus das Aushängeschild einer 
diplomierten Hebamme mit einem Bild: eine Frau, einen Säug¬ 
ling in Windeln hüllend. 
Überall spricht man von dem gestrigen Rauf handel. Die Partei¬ 
gänger des Feuerwerkers sind, wie er, Etappenschweine; er ist 
bei der zweiten Staffel des Divisionstrains eingeteilt, seine Kum¬ 
pane waren ein Zugsführer des Divisionsgerichts, ein Stabs¬ 
führer und dergleichen, also Leute, die noch kaum einen Ge¬ 
wehrschuß gehört haben und daher rücksichtslose Behandlung 
durch Offiziere als etwas Selbstverständliches empfinden oder 
gerne hinnehmen, um nicht in den Schützengraben geschickt zu 
werden. Die Sympathie der Mannschaft ist auf meiner Seite, 
und als ich morgens zur Fahrkiiche kam, erhielt ich eine 
doppelte Portion Kaffee. Aber alle sind sich einig, daß es mir 
sehr übel ergehen wird, wenn der Zugsführer vom Divisicns- 
gericht dort eine Strafanzeige erstattet, da ich mich der Meu¬ 
terei, der Insubordination, der Tätlichkeit gegen Vorgesetzte 
und herabsetzender Äußerungen gegen Kommanden schuldig 
gemacht habe. 
Dienstag, den 22. Dezember 1914. 
In der Zeitung steht unter dem Titel „Was die Serben lügen“ 
Folgendes: Die „Agence Havas“ meldet aus Nisch, daß während 
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