die Offiziere ignorierten dies im allgemeinen. Dann marschierten
wir, von wenigen Menschen begleitet, durch die sternenlose
Nacht an einem Teich vorbei, der matt schimmerte, zum
Bahnhof.
Montag, den 3. August 1914.
Um Mitternacht stiegen wir in den Militärzug, die Waggons
sahen in dieser umwölkten Nacht schwarz aus, und ich er¬
innerte mich, daß ich noch nie im Innern eines Lastwagens
gewesen bin. ,,Fiir 40 Männer oder 6 Pferde“ stand auf dem
Waggon, 33 Mann nahmen darin Platz, und unser Raum war
knapp genug bemessen. Durch die Längsmitte liefen zwei
Bänke mit gemeinsamer Rückenlehne, an den beiden Längs¬
wänden war je eine Bank, nur die Mitte des Waggons war zum
Ein- und Aussteigen frei gelassen. Wir legten Gewehr, Tornister
und Brotsack unter die Bank und schlossen die Augen.
Ich saß in einer Ecke, an meinen hilfsbereiten Waffenübungs¬
kameraden Wenzel Marek, Kanalarbeiter aus Pisek, gelehnt und
versuchte einzuschlafen. Aber wir drückten einander zu sehr, jede
Bewegung des einen störte den anderen. Deshalb betteten wir. uns
auf die Erde zwischen die Mittelbank und die Bank an der Wand.
Es war nicht leicht, denn auch die Erde war von Menschen
vollkommen belegt. Die schweren Tornister waren in der
Dunkelheit und räumlichen Beschränktheit nicht von der Stelle
zu schieben — so mußte man Rumpf und Beine in die vor¬
handenen Lücken pressen. Aber man schlief in dieser Stellung
eines Schlangenmenschen immerhin ein.
Durch kleine vergitterte Fenster hoch oben im Waggon, die
den Luken eines Polizeiwagens ähneln, schauten einige Piseker
den Lichtern nach, die in der Stadt brannten. Sie versuchten
sich zu orientieren und fragten einander trübselig, was wohl
dieser oder jener Bürger, dieses oder jenes Mädchen eben
machen möge.
Morgens um 7 Uhr hielt der Zug in Tabor. Dort wurden
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