ter Spatz, denn meine sohlenlosen Stiefel boten dem Eindringen
des Sumpfwassers kein Hindernis.
Aber schließlich begegnete ich einer Verbindungspatrouille
von 102, und diese wies mich an den Kommandanten der vor¬
geschobenen Halbkompagnie, der mir den Weg zum II./102. Ba¬
taillon zeigte. Bald darauf fand ich Hauptmann Sommer von
102, übergab den Befehl und trat mit der Antwort den Rückweg
in unsere Schwarmlinie an. Die Geräusche eines Feuergefechts
belehrten mich, daß vor mir unsere Schwarmlinie im Kampfe
stehe. Nicht lange darauf kamen Wegweiser: Verwundete, die
sich mühselig vom Kampfplatz schleppten. Nun fand ich den
Weg nach vorne, und von Bataillon zu Bataillon irrend, erfragte
ich mich schließlich bis zum Oberstleutnant, der in einer Mulde
des Feldes am Telephon saß.
Mediziner Mauthner kam vorüber, der oft von zu Hause Sen¬
dungen bekommt, und ich bettelte ihn um eine Zigarette an, da
ich schon lange keine in den Lippen gehalten. Er hatte keine,
aber er wußte von einem eben aus dem Spital eingerückten Sol¬
daten, der einige Schachteln aus Ungarn zum Verkauf mitge¬
bracht habe. Ich rannte, den Mann zu suchen, und wirklich
erstand ich eine Schachtel Bosna-Zigaretten, 50 Stück für drei
Kronen. Die Spinne vom Freitag hatte mir das verheißene Glück
also nicht vorenthalten. Das wird ein angenehmer Abend werden.
Am Abend lagerten wir auf einem Feld. — Feuerüberfall. —
Verletzte wurden vorübergetragen. — Wir hackten uns ein Loch
in die Erde, dann steckte ich meine nassen Stiefel inklusive
Füße in den Schlaf sack, zog dessen Deckel über meinen Kopf
und steckte mir eine Bosna-Zigarette an.
Montag, den 9. November 1914.
Die Sonne leuchtet, als ob es August wäre, aber der Frost
schüttelt, wie es sich eben für den November gebührt. Von den
drei Offizieren, die gestern eingerückt sind, ist keiner mehr da.
Gleich bei Beginn des Gefechtes haben sie sich krank gemeldet.
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