Volltext: Schreib das auf, Kisch!

„rechte Maß zu reduzieren“. Zur Kennzeichnung dieses „De¬ 
mentis“ nur einen Satz von vielen: „Der angebliche Sieg von 
Kurjaöiöa war eine durch das Hochwasser der Drina bedingte, 
nicht durch einen serbischen Angriff erzwungene Räumung eines 
überschwemmten, kleinen Brückenkopfes/4 In diesem Ton geht 
das „Dementi“ weiter. Daß auch nicht ein einziger Zeitungs¬ 
leser bei Lektüre dieser famosen „Reduktion“ von Entrüstung 
über die serbischen „Lügenmeldungen“ gepackt werden wird, 
ist klar. Im Gegenteil, er wird nichts anderes in ihr sehen kön¬ 
nen, als eine unumwundene Bestätigung der serbischen Nach¬ 
richten, ein rückhaltloses Eingeständnis eigener Flucht. Nicht 
einmal in Friedenszeiten hat man solchen gewundenen Richtig¬ 
stellungen geglaubt, und gar jetzt, wo man in der Technik des 
Zeitunglesens gründlich geschult wird. Weiß man doch, daß 
alles zensuriert und konfisziert wird, weiß man doch, was offi¬ 
ziell zusammengelogen wird, und gerade in den letzten Tagen ist 
durch die Publikation diplomatischer Schriftstücke die ganze 
Sprachkunst der schamlosen Verschleierung deutlich aufgedeckt 
worden. Es ist z. B. belehrend, wie Edward Grey seinerzeit auf 
eine Anfrage im Parlament das eben abgeschlossene Marine¬ 
abkommen mit Rußland in Abrede stellte, ohne zu lügen, aber 
auch ohne die Wahrheit zu sagen. Auch die englischen, fran¬ 
zösischen und belgischen Blätterstimmen über die Kriegs¬ 
präludien waren bei uns zitiert, also weiß jeder, wie man Ver¬ 
schleierungen aufzufassen hat, und jeder halbwegs Gewitzte 
wird heutzutage zwischen den Zeilen zu lesen wissen. Und nun 
setzt ein Armeekommandant eines Großstaates unter einen 
solchen albernen Wisch seinen vollen Namen! Er hätte ent¬ 
weder den Rückzug gleich melden oder aber auch jetzt schwei¬ 
gen müssen. Läßt man sich erst durch serbische Meldungen ver¬ 
locken? Glaubt Herr Potiorek vielleicht, daß man Nachrichten 
über verlorene Schlachten schmackhafter macht, wenn man sie 
nicht an sich meldet, sondern nur als Reduktion von offiziellen 
Berichten des Feindes? Oder tut man es vielleicht um des Aus¬ 
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