Volltext: Schreib das auf, Kisch!

brücke in kurzen Windungen verlaufen, so daß man beim 
schnellen Passieren dieser Schlangenlinie beinahe die Dreh¬ 
krankheit bekommt. In stockdunkler, von serbischen Kugeln 
schraffierter Nacht mußte ich von der Landwehrdeckung in die 
unsere. Der Weg führte über offenes Terrain. Beim Regiment 
hatte man mich schon tot geglaubt. 
Ich wurde früh wieder zum Bataillon Baizar geschickt. Auf 
dem Hinweg ließ ich mir das Grab des Fähnrichs Stein zeigen. 
Durch Zigaretten und gute Worte veranlaßte ich einige Soldaten, 
es herzurichten und auf dem Baum neben der Grabstätte eine 
Gedenktafel anzubringen, da im Frühjahr die Save wohl das 
ganze Gebiet überfluten und den Grabhügel davonschwemmen 
wird. 
Donnerstag, den 22. Oktober 1914. 
In den letzten Tagen war man des Lobes voll über den In¬ 
fanteristen Sokol von der ersten Kompagnie, welcher mit un¬ 
serer neuesten Waffe, den Eierhandgranaten, geschickt umzu¬ 
gehen wußte und in den serbischen Gräben Unheil und Ver¬ 
wirrung anrichtete. Er war zum Gefreiten befördert, zur De¬ 
koration eingegeben worden. Heute nachmittag hantierte er 
mit einer Handgranate, sie explodierte und zerriß ihn und die 
beiden anderen Bombenwerfer der Kompagnie in Stücke. 
Freitag, den 23. Oktober 1914. 
Unsere Pioniere arbeiten aus dem Schützengraben Sappen nach 
vorne, die Serben desgleichen. So kommt es, daß an einigen 
Stellen die Grabenden der beiden Parteien nur etwa 15 Schritt 
voneinander entfernt sind, allerdings ohne einander sehen zu 
können. Gestern wurde nun während der Arbeit von zwei ser¬ 
bischen Leuten herübergerufen, daß sie an dieser Stelle um 
7 Uhr abends herüberkommen werden, man möge nicht auf sie 
schießen. Die Aufforderung brach jäh ab. Wahrscheinlich war 
sie gehört und die beiden verhaftet worden. Wenigstens kamen 
11 Kisch, „Schreib das aufw 
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