daß das Handgemenge unvermeidlich ist. Die meisten der Serben
wenden sich um und jagen davon. Nur wenige bleiben liegen
und repetieren wie wahnsinnig.
Ich renne schräg gegen einen zu. Ich bin einen Schritt von
ihm entfernt, als er mich sieht. Er will noch schießen, aber ich
trete auf sein Gewehr. Er springt auf und krallt mir in die
Augen, dann läßt er mit einem Aufschrei los. Infanterist Patocka
von meinem Schwarm hat ihn in die Hüfte gestochen. Mit ver¬
tierten Augen dreht sich der Serbe gegen den neuen Angreifer.
Aber da hat er schon den zweiten Bajonettstich vom Infan¬
teristen Dejmka im Unterleib. Er sinkt zusammen.
Links einige Kolbenkämpfe, aber kein Zweifel, die Deckung
ist genommen. Wir müssen uns schnell wieder eingraben, denn
30 Schritte vor uns liegen die Serben in neuer Stellung. Wir
atmen keuchend.
Wir haben keinen Zugskommandanten mehr. Kadett Benesch
verletzt, Kadett Lenz verletzt, ihre Stellvertreter, die Zugsführer
Brettl, Krebs, Patleich und Raba verletzt, elf Infanteristen tot,
davon vier aus meinem Schwarm.
Freitag, den 18. September 1914.
Sechs Kompagnien unseres Regiments haben die Landwehr
abgelöst. Neben unserem Loch hat die 16. Kompagnie Deckungen
ausgehoben. Ich unterhielt mich mit dem Kadetten Kraus, als es
hieß, daß die 16. Kompagnie als Nachrichtendetachement vor¬
wärtszugehen habe. „Laß mir die Zeitung hier“, schrie ich dem
Kadetten zu, der an der Spitze seines Zuges marschierte. — „Warte,
bis ich sie ausgelesen habe, ich schicke sie dir zurück.“ — Jetzt
sind wir wieder allein. Der Hauptmann schickt mich zum Ad¬
jutanten des 1. Bataillons; ich gehe zum linken Abschnitt, wo ich
eine Order notiere. Plötzlich bekommen wir mörderisches Feuer,
alles läuft in die Deckungen. Ich ziehe es vor, rasch zu meiner
Kompagnie zurückzukehren, bevor sie fortmarschiert. Ich laufe
über die Wiese und freue mich, daß ich schon etwa einen Kilo¬
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