Volltext: Jahresbericht des Oberösterreichischen Landesarchivs 2015 (2015)

Einleitung Was ist ein Archiv? Die Antwort, die man auf diese Frage am ehesten erhält, lautet: „eine Menge staubiges Papier“. Zu einem gewissen Grad ist das auch richtig, im Oö. Landesar- chiv befinden sich über 35 Laufkilometer Archivalien, vorwiegend in Form von Papier. Dazu kommen inzwischen aber auch schon mehrere Terabyte an Daten – auf der einen Seite digitalisierte Archivalien wie Grundbücher, Matriken und Plakate, auf der anderen Seite allerdings langsam auch schon born digital Materialien, also Archivalien, die von Anfang an digital existierten und keine physische Grundlage mehr haben. In Zukunft wird diese Form der Archivalien vor allem mit der Einführung bzw. dem Rollout des elektroni- schen Akts beim Amt der Landesregierung stetig zunehmen. Egal ob Papier, Mikrofilm, Datei – all dies sind „nur“ Träger für den eigentlichen Kern eines Archives: für Wissen und Information. Damit diese über die Jahrhunderte nutzbar bleiben, gehört es zu den wichtigsten Aufgaben eines Archivs, den Träger zu erhalten. Was für Papier und Pergament schon zum Routinegeschäft gehört, nämlich für das richti- ge Raumklima im Speicher zu sorgen, säurefreie Schachteln zu verwenden, im Schadens- fall Restaurierungsmaßnahmen zu ergreifen, muss für den digitalen Bereich erst entste- hen. Sichere digitale Langzeitarchivierung wird zu den Hauptaufgaben der nächsten Jahre zählen, um – genauso wie für Papier – zu gewährleisten, dass auch digitale Informationen noch in 100 Jahren gelesen werden können. Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Ein Archiv ist also ein riesiger Speicher voll mit Wissen und Information. Die Erhaltung von Archivalien ist aber nur eine Seite der Medaille. Wissen – egal ob auf Papier festgehalten oder in Form von Bytes – ist wert- los, wenn es zwar erhalten, aber nicht verwendet wird. Die zweite wichtige Aufgabe der nächsten Jahre wird es daher sein, die neuen Möglichkeiten, die uns das digitale Zeitalter bietet, zu nutzen, um den Zugang zu den Quellen innovativ zu erweitern und zu erleich- tern. Das Oö. Landesarchiv ist im letzten Jahr, nicht zuletzt aufgrund der Notwendigkeiten rund um die Bewältigung des Essigsäuresyndroms, intensiv in die Thematik sichere digi- tale Langzeitarchivierung eingestiegen und arbeitet derzeit gemeinsam mit der Abteilung IT an der Einrichtung eines digitalen Langzeitspeichers. Da die Rettung der Mikrofilme einen Großteil der Kapazitäten des Archivs gebunden hat und immer noch bindet, muss- ten die Verzeichnungs- und Erschließungsarbeiten im Archivinformationssystem AUGI- AS 2015 zurück gestellt werden. Inzwischen laufen die Workflows rund um die Mikro- filmdigitalisierung großteils routinemäßig, 2016 sollte daher auch eine neue Schwer- punktsetzung AUGIAS gelingen. 2015 ist im Oö. Landesarchiv aber auch eine Ära zu Ende gegangen – die Direktion von Dr. Gerhart Marckhgott (s. unten). Er hat das Haus in einer Zeit des Umbruchs übernom- men, als sich langsam abzeichnete, dass die Möglichkeiten der Informationstechnologie das Archivwesen von Grund auf verändern würden. Seine Aufgeschlossenheit gegenüber der digitalen Welt hat dazu geführt, dass das Oö. Landesarchiv von Anfang an an diesen Entwicklungen teilnahm und davon bis heute profitiert. Seine Nachfolge anzutreten, ist daher eine einfache und schwere Aufgabe zugleich: einfach, weil das OÖLA am Puls der Zeit agiert und nicht Versäumtes aufholen muss, schwer, weil es gilt, Archivierung wei-
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