ein Verwundeter, blutig Gesicht und Hals. Die Uniform
beschmutzt — mit der Hand rüttelt er einen neben ihm hocken-
den Franzosen am Arm, dessen Beinkleider Generalstreifen
zieren, und deutlich hört man ihn sagen: ,Anf! Auf!' Mit
der Linken des Franzosen Arm packend, mit der Rechten
krampfhaft einen zerschossenen Fahnenschaft mit der Triko-
lore vor sich haltend, steht der Verwundete stramm vor sei-
nem Kaiser. ,Du hast gute Beute gemacht, mein Junge!
Wie heißt du?' ,Emil Richter, Majestät, kommt die et-
was zitternde Antwort. Der Kaiser reicht ihm die Hand mit
festem Druck, dann wendet er sich zu seiner Begleitung und
bittet, Hilfe zu holen, der Mann sei anscheinend schwer verletzt.
Ein Adjutant sprengt davon — und schon ist der Brave
in die zitternden Knie gesunken, eben neigt sich der Ober-
körper, und mit dem Gesicht auf die erbeutete Fahne liegt er
regungslos. Der gefangene französische Offizier starrt vor
sich hin. Ein Automobil jagt heran, ein Arzt und sein Ge-
Hilfe springen heraus. Man hebt den Bewußtlosen hinein,
setzt den Franzosen zum Chauffeur, der Kaiser legt grüßend
die Finger an den Helm — dann ist er in einer Staubwolke
mit seinem Stabe verschwunden."
In diesem Zusammenhang ist auch zu erwähnen, wie
bereitwillig der Kaiser auf den Vorschlag des Papstes ein-
ging, verwundete Kriegsgefangene mit anderen Ländern aus-
zutaufchen. Se. Heiligkeit der Papst hat zum Schluß
des Jahres 1914 am Sylvestertag an Kaiser Wilhelm eben-
so wie an Kaiser Franz Josef folgendes Telegramm gerichtet:
„Im Vertrauen auf die Gefühle christlicher Nächstenliebe,
von der Ew. Majestät beseelt sind, bitten Wir Ew. Majestät,
dieses unheilvolle Jahr zu beendigen und das neue zu eröffnen
mit einer Handlung kaiserlicher Großmut, indem Ew. Maje-
stät Unseren Vorschlag annehmen, daß zwischen den krieg-
führenden Staaten ein Austausch der für den Militärdienst
Weigl, Unsere Führer. 4
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