Volltext: Der Dom zu Utrecht [4]

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Zeit seiner Entstehung großen Eindruck gemacht. Er galt als das Sinn 
bild der bischöflichen Macht. Berühmt ist ja die Flugschrift des nieder 
ländischen Mystikers Geert Groote „Contra turrim Trajectensem" 
(1377), die mit aller Strenge gegen Bischof und Domkapitel wegen des 
auffälligen weltlichen Lebenswandels und des fürstlichen Äofstaates 
auftritt. 
Nachdem die Kräfte wieder für den Bau der Kirche freigeworden 
waren, mußte man einsehen, daß in den sechzig Jahren, die inzwischen 
verstrichen, sich noch immer keine Möglichkeit, den Bauplan zu Ende zu 
führen, gefunden hatte. Dieselben Hindernisse, dieselbe Anfreiheit über das 
Terrain zu verfügen, vereitelten die Fortsetzung des monumentalen Anter- 
nehmens. Noch einmal konnte auch dieselbe Taktik eingeschlagen werden; 
indem die ganze Anlage noch großartiger ausgearbeitet wurde, noch einmal 
ein Ausweg gefunden werden. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wird 
gegen Süden des Chores das große Kapitelhaus gebaut und zugleich mit 
dem östlichen und südlichen Arm des Kreuzganges begonnen, der die 
Kirche mit dem Kapitelhaus verbinden sollte. Die abschließende Ge 
staltung dieses Kreuzganges durch einen westlichen Arm blieb aus den 
selben Gründen wie der Bau der Kirche erst der Folgezeit vorbehalten. 
Gleichzeitig wurde auch im Norden des Chors die Sakristei gebaut (vor 
1396). Dann aber tritt während der Episkopate des Friederich von 
Blankenheim (1393—1423) und des Rudolf von Diepholt eine lange 
Pause ein, bis endlich unter David von Burgund mit neuer Kraft an 
den Bau gegangen wurde (1455). Der Erfolg blieb nicht aus: 1460 war 
der Kreuzgang durch den Anbau des westlichen Armes geschlossen (Taf. 4). 
Gleichzeitig wurde auch der Transept mit seinen großen Fenstern im 
Norden und Süden gebaut; zu seiner Einwölbung kam es 1477, und 1479 
ist nach mehr als zwanzig Jahren dieser bedeutende Gebäudeteil fertig 
gewesen (Taf. 2). 
Da es nun für die weitere Fortsetzung des Baus unumgänglich ge 
worden war, mußten jetzt doch die Teile des Adelboldschen Baus, die 
immer noch in gottesdienstlicher Verwendung standen, aus dem Wege 
geräumt werden. Die Rollen wurden nun getauscht: Der neue gotische 
Bau wurde in Gebrauch genommen und u. a. auch die Orgel 1481 aus
	        
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