Volltext: Der Dom zu Utrecht [4]

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auf den Zusammenhang mit der niederrheinischen Skulptur Hinweisen 
Mußten, lassen diese Bildwerke ausfallenderweise viel eher an die burgun- 
dische Schule denken; ja man hat an Claus Sluters Stil denken wollen, 
der vor allem in der Figur des hl. Paulus nachzuwirken scheint. Falls 
diese Skulpturen in der Tat von Cornelis de Wael gearbeitet sind, wäre 
es gewiß von großer Wichtigkeit, diesen Meister näher kennen zu lernen. 
Mit diesen ist die Zahl der Kunstwerke — so weit sie uns seither be 
kannt geworden — erschöpft, die während des Baues des Domes zu dessen 
Ausschmückung angebracht wurden. Aber im Chor befinden sich noch zwei 
Denkmäler aus der späteren Zeit. Das eine ist das Grabdenkmal des 
Bischofs Georg von Egmont,das zwischen zwei Pfeiler des Chorumganges 
gesetzt wurde (Taf. 9). Die architektonische Amrahmung ist noch fast völlig 
intakt, aber die Skulpturen fehlen. Anten lag die Figur des Gestorbenen 
oder ein Geripp auf einer gemeißelten Strohmatte ausgestreckt, wie es 
auch bei anderen Grabmonumenten dieser Zeit vorkommt; auf dem 
schwarzen Sarg aber kniete der lebend dargestellte Bischof in vollem 
Ornat, dem Altare zugekehrt. An der Anterseite des Bogens, der diese 
Statue einschloß, sind 16 Wappenschilde angebracht, an den Tiefenseiten 
ist in schwarzen Lettern auf Goldgrund die Arkunde zu lesen, durch die der 
Bischof eine Messe des hl. Sakraments bei dem Äochaltar gestiftet hat. 
Der Bogen ruht über schmalen Pfeilern auf, die ebenso wie das oben 
abschließende Gebälk ornamental verziert sind. Die Dekoration zeigt den 
vollen Renaifsancecharakter, das sogenannte „Floris"-Ornament, dem der 
Antwerpner Künstler, der es am reichsten ausgestaltete, den Namen lieh. 
Die Farbe ist in der Hauptsache schwarz; leuchtend hebt sich dagegen 
das Goldrelief der Kränze tragenden, tanzenden Satyrfigürchen ab, die 
zwischen die Maskarons, Kartuschen, Vasen gesetzt sind, während ein 
Schildchen die Jahreszahl 1549 bringt. Im Laufe der Zeit ist viel von 
dem Gold geschwunden und die rote Grundfarbe durchgewachsen, die heute 
dem Denkmal ein anderes Aussehen gibt. Doch kann es noch immer in 
seinem ganzen Aufbau und seinem Schmuck, trotz allein was daran fehlt, 
als schönes Renaissancewerk gelten. 
Im Gegensatz zu diesem Monument, das in feinempfundener Zurück 
haltung aufgebaut ist und seine Zeichnung und seinen Farbenschimmer in
	        
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