Volltext: Der Dom zu Utrecht [4]

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In der angrenzenden Kapelle, wo das schon erwähnte Grabmal des 
Bischofs Guy von Avesnes (nach dem die Kapelle genannt wurde) steht, 
ist ebenfalls 1919 eines der Kunstwerke wieder ans Licht gekommen, die 
ehemals den Reichtum dieser Kirche ausgemacht haben. Es ist eine Wand 
malerei, in den figuralen Teilen ziemlich unverletzt, die sich im Tympanon 
des vormals an dieser Stelle befindlichen Margaretenallares befand; 
sie stellt die Kreuzigung dar mit Maria und Johannes zur linken und der 
hl. Margareta zur rechten, wie sie unverletzt aus dem Drachen hervorkommt. 
Mer der Inschrift des Kreuzes sind, wie es die Tradition verlangt, Sonne 
und Mond gemalt und noch deutlich zu sehen; kaum kennbar aber ist die 
Reihe von übereinander stehenden Heiligen an der Außenseite des Bogens. 
Rur die Kasein von zwei Geistlichen kann man unterscheiden und nach dem 
Turm, ihrem Attribut, die hl. Barbara herausfinden. Bei diesem Fresko, 
dessen Farben an Stärke und Helligkeit vielleicht eingebüßt haben, berührt 
uns vor allem die dramatische Kraft in dem Körper des Gekreuzigten und 
in den Gesichtszügen von Maria und Johannes. Diese Ausdruckskraft 
bei einem so frühen Werk — es muß wohl um 1430 angesetzt werden — 
ist für Holland ganz ungewöhnlich. Auch ist die Technik vorgeschritten: 
die Malerei ist zart und die Forin plastisch empfunden, vor allem in den 
nackten Teilen zeigt das Ganze eine besonders leichte fließende Linie, die 
ein dünner schwarzer Kontur, der längs dem Korpus und den Händen der 
Heiligen läuft, noch mehr hervorhebt. Kein Fresko dieser Qualität in 
- Holland kann zur Vergleichung herangezogen werden. Wir müssen bis in 
das Ende des 14. Jahrhunderts zurückgehen, um den Stil dieser Atrecht- 
schen Malerei fassen zu können. Ich denke an die Heiligen an den Flügeln 
des sogenannten Zütphenschen Altars (jetzt im Niederländischen Museum 
in Amsterdam) und das Fresko in der St. Walburgskirche in Zütphen, 
den hl. Christoph mit drei Heiligen. Aus diesem großartigen dekorativen 
Stil kann auch die Atrechtsche Wandmalerei herausgewachsen sein und es 
wird gewiß nötig sein, wenn es einmal zu einer genaueren Umschreibung 
ihres Meisters kommen sollte, dem Einfluß nachzugehen, der am durch 
greifendsten im Osten unseres Landes gewirkt hat. 
Die dritte Kapelle an der Südseite des Chors, die an das Querschiff 
grenzt, ist von Bischof Rudolf von Diepholt (f 1455) gestiftet worden.
	        
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