Volltext: Alt-Wien [72/73/74]

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sie dinieren. Hernach ging ich zur Fürstin Schwarzenberg 
dinieren. Der Kaiser ging und ließ den Reiher fliegen, was er 
gewöhnlich zweimal des Tages tut. Dies geschieht auf einem 
Feld, eine kleine Achtelmeile von Laxenburg, wo er eine Art 
Reinen Turm erbauen ließ in Form eines Taubenhauses. Die 
Kaiserin und ihre Damen halten sich oben auf, der Kaiser und 
sein Gefolge bleiben unten; und man spielt auf beiden Stock⸗ 
werken, bis irgendein Reiher erscheint. Der Kaiser spielt ge— 
wöhnlich mit den Spaniern, die er über alles liebt. Er hat die 
Physiognomie und alle Manieren eines guten Fürsten und 
die Kaiserin die Spuren der Lieblichkeit als der schönsten 
Prinzessin der Welt. Er ist sehr einfach gekleiddtt. 
Laxenburg ist ein Jagdhaus, aber so, daß ein Bürger 
darin schlecht untergebracht wäre. Doch verlangt es ihn nicht 
nach Besserem . .. 
Die Stadt Wien ist klein, bedrückt durch ihre Befestigungen. 
Doch gibt es trotzdem darin genug schöne Häuser und sehr 
schöne Wohnungen. Die Unbequemlichkeit besteht nur darin, 
daß man selten allein in einem Hause wohnt, und selbst der 
Hof verwendet die zweiten Stockwerke für die Beamten. Dies 
nacht, daß die Mieten hier ungeheuer teuer sind. Das Haus 
des Prinzen Eugen in der Stadt ist sehr schön, das des Fürsten 
Liechtenstein ebenfalls. 
Wien scheint überhaupt an Schönheit zu gewinnen, sobald 
man es von auswärts betrachtet. Es ist in Wahrheit ein sehr 
schönes Ding, und man sieht eine kleine befestigte Stadt und 
schöne Bauwerke draußen. Man zählt 180,000 Einwohner, doch 
sch glaube nicht, daß sie mehr als 120,000 hat. Die Kleinheit der 
Stadt, der Staub, der überhaupt von einer großen Fläche 
zwischen Stadt und Vorstädten kommt, bewirken, daß man im 
Sommer lieber in den Häusern der Vorstädte und Gärten 
bleibt als in der Stadt. Zu dem besten gehört der Garten des 
Prinzen Eugen und der des Fürsten von Schwarzenberg und 
das Haus der Marquise von Tofiano. 
Der Garten des Prinzen Eugen ist auf einer kleinen 
Fläche. Trotzdem soll die Standhaltung 16— bis 16,000 Gulden 
kosten, das ist um drei Viertel mehr, als er wert ist. Er ist 
naskiert durch eine Kirche, die die Kaiserin Amalie hat davor 
bauen lassen; nach meinem Ermessen recht ungelegen. Das 
Haus ist schön und hat sehr schöne Innenräume. Es gibt Stücke 
in diesen Räumen, so geschmückt und vollendet, daß es un⸗
	        
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