Volltext: Alt-Wien [72/73/74]

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kreis, und dort will ich mich erst ganz heimisch machen, ehe ich 
veiter gehe und in die übrigen Schichten der Gesellschaft 
inabsteige. Mehr als irgendwo anders ist es mir hier auf— 
efallen, daß die wohltuend wahrhaft mens chliche Erscheinung, 
ieses einfach natürliche Sichgehenlassen, ohne Prätension und 
ohne arridre⸗ ponst gerade dort zu finden, wo die deutschen 
ghilister und Spießbürger es am wenigsten suchen würden: 
nder besten Gesellschaft. Zu gut kann die Ges ellschaft nicht sein; 
iber gut ist sie, wenigstens der Salon, den ich eigentlich allein 
requentiere und in welchem ich ohne Mühe in wenigen 
Wochen fast alle Sommitäten der hiesigen Welt an mir habe 
porübergehen sehen. Da werden die Neuigkeiten des Tages 
und der Literatur mit jener Grazie bes prochen, die von dem 
leinstädtischen Berliner Professorenton fast ebensoweit ent— 
ernt ist als die Sonne von der Erde. Nicht wenig erstaunt 
var ich, bei meiner ersten Zusammenkunft mit der Fürstin 
xleonore Schwarzenberg in ein Gespräch über den „Kosmos“ 
erwickelt zu werden, den die schöne Frau nicht nur gelesen, 
ondern studiert zu haben schien. Sie sprach davon mit jener 
deichtigkeit, wie die eleganten Frauen von Dresden und Berlin 
on ihrer Toilette oder, wenn es hoch kommt, von den neuesten 
ranzösischen Romanen sprechen. Wohltuend ist mir auch die 
echt/ deutsche Gesinnung, die gerade bei den Frauen so zu Hause 
st, welche ich am meisten zu sehen Gelegenheit habe. Kurz, die 
hiesige Welt ist geist- und herzanregend, und ich bedauere 
eden, der sich hier nicht heimlich fühltc.. 
Wien, 26. Mai 1848, abends 9 Uhr. 
Das war wieder einmal einer von den Tagen, wie sie nur 
n einem Lande vorkommen können, wo die politische Unreife 
des Volkes mit der Halbheit, Schwäche und Unentschiedenheit 
ziner in sich zerfallenen Regierung Hand in Hand geht. Die 
zute Stadt Wien war trotz des kaiserlichen Manifestes und 
ines etwas herben Schlaftrunkes, den ihr die „Oesterreichische 
Zeitung“ als Dekokt von diesem Schriftstücke eingegeben hatte, 
ganz ruhig eingeschlafen. Heute morgen erwachte sie aber in 
— die 
Burg und unter andexem auch die Universität waren stark 
mit Militär besetzt. An den Straßenecken war ein Plakat des
	        
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