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Erst am 17. v. M. konnte ich von Breslau abgehen, da mein
Reisegefährte, der Herr von Bergh, welcher Adjutant beim
. Garderegiment, durch dienstliche Geschäfte verhindert war,
früher zu kommen. Ich machte mittlerweile einen Besuch auf
dem Schloß Briese, wo ich während der Topographie im
Quartier gelegen, und wurde mit aller Freundschaft auf—⸗
genommen.
Am Sonnabend, den 10., traf ich in der Morgen—
dämmerung hier ein und stieg im „Goldenen Lamm“ auf der
Jägerzeile ab. Schon früher einmal habe ich hier logiert, und
auch Vater wohnte in diesem Gasthof. Aber das kleine Lamm
ist seitdem ein ungeheurer Palast geworden mit einer
prächtigen Aussicht über die Donau und die Bastei nach dem
Stephan.
Wien ist eine prächtige Stadt, schon weil sie krumme
Straßen hat, denn nichts langweiliger als solcheng eraden, langen
Straßen. Die krummen hat das B edürfnis allmählich entstehen
lassen, solche Städte haben eine geschichtliche Vorzeit und
sprechen das Gemüt an; die nach dem Lineal gezogenen sind
von der Laune eines einzelnen hervorgerufen und uniformiert.
Die Pracht der Läden ist außerordentlich, und man ist in be—
srändiger Verführung, zu kaufen. Jedes Haus hat außer der
Nummer ein Zeichen, und dieses ist oft sehr schön gemalt, daß
man staunend davor stehen bleibt. Diese Schilder sind zum Teil
oon ganz guten Meistern, und man könnte sie ohne weiteres
in einer Gemäldesammlung aufhängen. Da steht „die Hofdame“
neben dem „weißen Wolfen“, der jüngere König von Ungarn“
und der „Ersbischof von Köln“ gegenüber dem „Amor“ und der
„Jungfrau von Orleans“..
Das Zentrum der Stadt, die Downingstreet von Wien, ist
der sogenannte Graben. An einem Palast siehst Du mit großen
Buchstaben angeschrieben „Gunkel“. Gunkel ist die erste Nota⸗—
bilität unter den Kleiderfabrikanten, die, sonst Schneider
genannt wurden. Ich verfügte mich zu ihm behufs einer
gonsultation en fait de toilette. Nachdem er einen prüfenden
Blick auf meinen Anzug geworfen, wünschte Herr v. Gunkel zu
wissen, bei wem ich arbeiten ließe. Ich nannte Kley in Berlin.
— „Nicht übel,“ sagte der Künstler, „aber gänzlich verfehlt.“
Er wünschte mich dunkelgrün zu sehen, benachrichtigte mich,
daß eine weiße Weste tragen eine Art Wahnsinn sei, und daß
es nur eine alleinseligmachende schwarze Krawatte gebe.