Volltext: Alt-Wien [72/73/74]

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man dichtet immer, wenn man vor einer historischen Person 
steht; — war das Aussehen Napoleons griechisch oder römisch 
klassisch, ruhig antik, war das Paganinis Hofmann romantisch, 
klosterbrüderlich romantesk, grab- und mondschein interessant, 
so ist das jenes Masstro Straußio afrikanischheißblütig, leben— 
und sonnenscheintoll, modern verwegen, zappelnd unruhig, 
unschön leidenschaftlich. Nun, das sind Adijektiva zum Aus— 
wählen. I 
Der Mann ist ganz schwarz wie ein Mohr, das Haar 
kraus; der Mund melodiös, unternehmend, aufgeworfen, die 
Nase abgestumpft; man hat nur zu bedauern, daß er ein weißes 
Gesicht hat, das wenigstens mit größerem Recht weiß genannt 
werden darf, sonst wäre er der komplette Mohrenkönig aus dem 
Morgenland, Balthasarius genannt, der am großen Neujahr 
in katholischen Ländern herumgeht und auf die Türen schreiben 
hilft: „O. M. B.“ und die Jahreszahl, um die Macht des Teufels 
und Antichristen zu bannen. Unter, dem höchst unseligen 
Herodes brachte selbiger Balthasar den dampfenden Weihrauch, 
womit man die Sinne befängt, und so ist es auch mit Strauß: 
er treibt ebenfalls die bösen Teufel aus unseren Leibern und 
zwar mit Walzern, was moderner Exorzismus ist, und er be— 
fängt auch unsere Sinne mit süßem Taumel. 
Echt afrikanisch leitet er auch seine Tänze: die eigenen 
Gliedmaßen gehören ihm nicht mehr, wenn sein Walzerdonner⸗ 
wetter losgegangen ist, der Fiedelbogen tanzt mit dem Arme 
und ist der leitende Chapeau seiner Dame, der Takt springt mit 
dem Fuße herum, die Melodie schwenkt die Champagnergläser 
in seinem Gesichte, der ganze Vogel Strauß nimmt seinen 
stürmischen Anlauf zum Fliegen — der Teufel ist los. 
Und diese leidenschaftliche Prozedur nehmen die Wiener 
mit beispiellosem Enthusiasmus auf, und sie haben eine Aufmerk⸗ 
samkeit, ein Gedächtnis für ihren Helden und seine Taten, das 
heißt: seine musikalischen Gedanken, wie es dem deutschen 
Publikum zu wünschen wäre für manch andere Dinge. In einem 
Potpourri, das er aufführte, waren einzelne seiner Walzer— 
gedanken zerstreut, und das größte gemischte Publikum kannte 
das kleinste Straußsche Wort heraus und begrüßte jeden 
Walzerrhythmus mit donnerndem Jubel. 
Es ist eine bedenkliche Macht in dieses schwarzen Mannes 
Hand gegeben; sein besonderes Glück mag er es nennen, daß 
man unter Musik alles mögliche denken, daß die Zensur mit 
dem Walzer nichts zu schaffen haben kann, daß die Musik auf 
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