Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Des Dramas letzter Akt. 
Die Nachricht vom Rückzug der 2. und kurz darauf auch der ). Armee 
trifft die Oberste Heeresleitung in Luxemburg am Abend des 9. September 
als eine furchtbare Überraschung. Bis zu dieser Stunde glaubte man, den 
günstigen Meldungen der Armeen im Zentrum vertrauend, an eine gute Wen- 
dung. In den nächsten Tagen müssen die Spitzen der vom Süden heraufgehol¬ 
ten Rorps bei St. Guentin eintreffen. Ihnen folgt Heeringen mit dem Stabe 
seiner 7. Armee. Das vor Maubeuge frei gewordene VII. Reservekorps wird 
in drei Tagen bei La Fere stehen, das vor Antwerpen herausgezogene IX. Re- 
servekorps bei Douai. 
Moltke, ein kranker Mann, fährt am )). September zu den Armeen, die 
ihm am nächsten sind. Er findet den deutschen Kronprinzen und die Offiziere 
seines Stabes voller Zuversicht. Die Herren sind überrascht von den Vorgän- 
gen bei den beiden Flügelarmeen vor Paris und glauben, daß hier noch 
Änderung zu schaffen ist, wenn man keine Zeit versäumt. 
Neue Hoffnung erwacht in Moltke. Der Kronprinz und sein Stabschef 
sprechen ihm aus der Seele. XOas sie sagen, hat auch er gedacht. Noch folgen 
die Franzosen und Engländer nur zögernd. Ein Beweis, wie schwach sie sich 
fühlen und wie sehr sie mit einem Rückschlag rechnen. 
Im Hauptquartier der 3. Armee des Generalobersten von Hausen herrscht 
dagegen berechtigte Beunruhigung. Sein rechter Flügel, schon am 9. Septem- 
ber un Zusammenhang mit der Rückzugsbewegung der 2. Armee zurückgenom- 
men, ist abermals von überlegenen französischen Kräften angegriffen und weicht 
langsam zurück. 
Die Bedenken von Hausens machen auf Moltke einen tiefen Eindruck, zu- 
mal sie zu dem Optimismus des deutschen Kronprinzen in starkem Wider¬ 
spruch stehen. 
Nunmehr fährt er zur 4. Armee. Hier ist die Stimmung des Oberkomman- 
dos wieder zuversichtlich, der Oberbefehlshaber, Herzog Albrecht von TDürt- 
temberg, erklärt sich sogar bereit, einen Teil der Front der 3. Armee mitzu- 
übernehmen. Gerade als hierüber verhandelt wird, trifft eine Meldung der 
2. Armee ein. Während Bülow die Lage vor seiner eigenen Armeefront zu- 
versichtlich beurteilt, hegt er sehr ernste Zweifel über die Widerstandskraft der 
ihm links benachbarten 3. Armee von Hausen. Er meldet, daß er mit einem 
feindlichen Durchbruch auf dem rechten Flügel und in der Mitte der 3. Armee 
rechnen müsse und dementsprechend seinen eigenen Rückzug am morgigen 
12. September mehr auf östliche Richtung, gegen Reims, abdrehen werde. Mit 
andern Worten, er wird sich von der ). Armee Rluck noch weiter entfernen 
als bisher. 
Moltke eilt nochmals zum Oberkommando der 3. Armee und besucht auch 
die 2. Dann fährt er zurück ins Hauptquartier. 
Es müßte doch noch gehen, quält er sich unterwegs. Wenn nur die 3., 4» 
und 5. Armee die jetzigen Stellungen halten! So geben wir den beiden Flügel- 
armeen Zeit, ihre Front weiter rückwärts neu zu organisieren. Am 7. Septem- 
ber ist Maubeuge gefallen. 30 000 Engländer und Franzosen sind gefangen. 
Die Belagerungstruppen, das VII. Reservekorps unter General von Zwehl, 
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