Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

kein Deutscher ungerührt sehen kann. Die mächtigen Schaufelräder der Dampfer 
schlagen das Nasser, bergwärts keuchen die Schleppzüge. Rohlen aus dem 
Revier. Burgen grüßen, eilen vorüber, verschwinden. Das Siebengebirge, der 
Hammerstein, die Andernacher Berge. Alles im Sonnenschein. 
Ob sie nun über die Sambre hinüber ftnd* Ob Namur schon eingeschlossen 
ist* Ob die ). Armee zur Stelle ist, um die Franzosen mit den Engländern zu- 
sammen einzukreisen und zu vernichten* 
Das Neuwieder Becken. In der Ferne steht schon das Massiv des Ehren- 
breitsteins. Er schaut über die Ebene herüber, als warte er. 
Der Mann im Auto rafft sich zusammen. „Ich darf jetzt nicht mehr an den 
'Mesten denken, das ist vorbei. Ich muß alles vergessen. Ganz andere Dinge 
stehen nun bevor." 
In der Tasche hat er zwei Briefe. Der erste ist vom Chef des Großen Ge- 
neralstabes. „Ich weiß keinen andern Mann", schreibt Moltke, „zu dem ich so 
unbedingtes Vertrauen hätte wie zu Ihnen. Vielleicht retten Sie im Osten noch 
die Lage." 
Der zweite Brief ist vom Generalquartiermeister von Stein. „Schwer ist 
die Aufgabe, aber Sie werden es schon machen." 
Zwischen fünf und sechs Uhr nachmittags fährt das Automobil über die 
alte Moselbrücke in Roblenz. Dort erregt es keinerlei Aufsehen. Die Stadt 
wimmelt von Generalstäblern und hohen Offizieren. 
Ludendorff meldet sich im Hauptquartier und wird sofort von Moltke 
empfangen. Zwei Stunden lang dauern die Beratungen, nach denen auf Luden- 
dorffs N)unsch sofort neue Weisungen nach dem Osten gegeben werden. Um 
neun Uhr abends verläßt der Sonderzug den Roblenzer Bahnhof. Einige Offi- 
ziere sind zum Abschied da. Bis zum letzten Augenblick sind dienstliche Ange- 
legenheiten zu besprechen. 
Eine der letzten Nachrichten, die Ludendorff am Zuge entgegennimmt, ist 
der Inhalt eines Telegramms, das soeben aus Hannover eingetroffen ist. Das 
Telegramm besagt, daß Exzellenz von Hindenburg, seit drei Iahren dort als 
pensionierter General lebend, die Aufforderung des Raisers angenommen habe, 
wonach er als Nachfolger des Generalobersten von prittwitz das Rommando 
über die S. deutsche Armee in Ostpreußen zu übernehmen habe. 
Um drei Uhr nachts steigt Generaloberst von Hindenburg, ein sechsund- 
sechzigjähriger, rüstiger, großer und breitschultriger Herr, in Hannover in 
den Zug ein. Beide Männer sehen sich zum erstenmal in ihrem Leben. 
☆ 
Conrad von Hoetzendorff sah schon zu Beginn der ersten Operationen ein, 
daß es ein Fehler war, den Angriff auf Serbien und Rußland gleichzeitig zu 
beginnen. Die Rräfte der österreichischen Armee konnten unmöglich dazu aus- 
reichen. Schon während des Aufmarsches war der Befehl ergangen, die eine 
der drei gegen Serbien aufgestellten Armeen, die 2. österreichische Armee, nach 
vollendetem Aufmarsch unverzüglich auf den russischen Rriegsschauplatz hin- 
überzufahren. Die kurze, verlustreiche und nicht glückliche Offensive gegen Ser- 
bien fand ohnehin ein rasches Ende. 
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