Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

Die ). deutsche Armee, nach der siegreichen Schlacht von Möns bei le Cateau 
aufs neue die Engländer Marschall Frenchs angreifend, gönnt sich nicht einen 
einzigen Atemzug Ruhe. Sie ist von dem Bewußtsein durchdrungen, daß sie 
auf dem Entscheidungsflügel kämpft und daß von der Schnelligkeit ihres Vor- 
gehens alles andere abhängt. 
Zum zweiten Male werden die Engländer geworfen. Das französische Raval- 
leriekorps Sordet springt ihnen rettend bei und bewahrt sie vor dem Schlimm- 
sten. Gleichwohl müssen die englischen Rorps überhastet nach Süden zurück und 
geraten auf solche TDeife unmittelbar hinter die 5. französische Armee des 
Generals Lanrezac, die nach dem Verlust der Schlacht bei Charleroi auf Sankt 
Guentin gewichen ist. Atemlos stößt Generaloberst von Rluck mit seiner 
1. Armee weiter. Immer noch dem Grundsatz der nördlichen Umfassung des 
offenen feindlichen Flügels getreu, lenkt er seine Rorps zur überholenden X>er- 
folgung in südwestlicher Richtung. In den letzten Augusttagen mißt er sich an 
der Somme mit Truppen der neu in Bildung begriffenen 6. französischen 
Armee. 
Lanrezac, von Marschall Joffre leidenschaftlich ermahnt, versucht bei Sankt 
Guentin noch einmal, der 2. deutschen Armee des Generalobersten von Bülow 
die Stirn zu bieten. Es kommt zu einer außerordentlich heftigen Schlacht, die 
sich über mehrere Tage hinzieht. Joffre setzt alles daran, hier zu einem Erfolg 
zu gelangen und dadurch die furchtbare Bedrohung seiner Nordflanke abzu- 
wehren. Aber der unglückliche Lanrezac muß sich zum zweitenmal schlagen 
lassen. Hart mitgenommen weicht er nach Süden. Die Schlacht von St. Guentin 
wird zu einem vollen Siege der 2. deutschen Armee. 
Zwischen der 5. französischen Armee Lanrezac und der 4. klafft seit der 
Schlacht von Charleroi immer noch eine weite Lücke. Joffre ist im Begriff, 
dort eine neue Armee zu bilden. Es ist die 9. französische Armee, ihr Befehls- 
Haber heißt General Foch. 
Unterdessen ist im Rücken der 3. deutschen Armee des Generalobersten von 
Hausen die belgische Maasfestung Namur nach einer nur dreitätigen Bela- 
gerung gefallen. Die beiden zur Belagerung verwendeten Armeekorps werden 
von der Obersten Heeresleitung in bedauerlicher Verkennung der Lage auf dem 
westlichen Kriegsschauplatz unverzüglich nach dem Osten verladen. Sie kommen 
dort zu spät an, um die Hauptereignisse noch zu beeinflussen. Ihr Fehlen im 
^Westen rächt sich furchtbar. 
Vorläufig allerdings scheint alles noch im besten Fluß. Nach den siegreichen 
Rämpfen bei Le Cateau, bei St. Guentin, bei Sedan und an der Maas nördlich 
Verdun vollzieht sich die Schlieffensche Schwenkung mit rasender Gewalt. 
Die 5. deutsche Armee umklammert schon Verdun von drei Seiten. Ihr 
rechter Flügel steht südlich der Argonnen. Die 4. ist tief in die Champagne ein- 
gedrungen. Die 3. Armee hat Reims genommen. Die 2. steht bei ChKteau 
Thierry schon an der Marne. 
Am 29. August schreibt Marschall French an Lord Ritchener, den eng- 
lischen Rriegsminister: „Ich kann nicht sagen, daß ich den weiteren Verlauf 
des Feldzuges in Frankreich mit Hoffnung betrachte. Mein Vertrauen zu den 
42
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.