Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

endlose Fäden schlingt sich das durch das Gelände. Ein Bataillonsgefechtsstand 
nach dem andern verlegt seinen Platz auf die andere Seite der Gräben. Manch- 
mal gibt es Aufenthalts wenn ein Fahrzeug umstürzt. Alles greift dann zu. 
Von der englischen Seite kommen nur einige Streuschüsse herüber. Sie 
zerplatzen irgendwo im Nebel. Das Zirpen von Maschinengewehrkugeln ist hoch 
in der Luft. 
Auch das Brummen der Feuerwalze entfernt sich immer weiter. Die Artil- 
lerie ist mitten im staffelweisen Stellungswechsel nach vorn. 
Um elf Uhr beginnt der Nebel sich zu lichten. Die Luft wird sichtiger. Wo 
sich ein blaues Loch auftut, sieht man oben lachende Sonne. Glitzernden In- 
sektenschwärmen gleich tanzen die Flieger umeinander. Hin und wieder gibt es 
ein helles Aufleuchten und dann eine lange Pechsäule, deren Fußpunkt rasch 
abwärts fährt, während der Kopf sich langsam zu einer schwarzen 'Molke ver- 
breitert. Wie eine riesige Pinie steht es in der Luft. Abschuß und Fliegertod. 
Nachher werden auch die gelben Würste der Fesselballone sichtbar. Man hat 
den Eindruck, als ob auch sie sich vorwärts bewegten. Bis zu zwölf Stück kann 
man zählen. Das mag eine Frontbatterie von dreißig bis vierzig Kilometern 
bedeuten. In der Tat, sie bewegen sich vorwärts. Man bemerkt es an den Ver- 
schiebungen, die sie untereinander vornehmen. Ein gutes Zeichen. 
Jetzt reiten schon Kavalleristen langsam über die vorderen Gräben. Das 
Getöse der Schlacht entfernt sich immer weiter. Die Gefangenen kommen in 
langen Marschkolonnen. Viele von ihnen tragen zwischen sich Bahren mit deut- 
schen Schwerverwundeten. Ihre Gesichter sind finster. 
Die Divisionen des zweiten Treffens sind beinahe vollständig über die 
Gräben hinüber. Am Nachmittag folgen die des dritten Treffens. Dazwischen 
immer wieder Artillerie und Kolonnen. Es geht jetzt hier schon ganz friedens- 
mäßig zu. Der Krieg ist weit fort. Aus der Ferne vernimmt man schwach 
seinen Lärm. 
Am Abend melden sich die schweren Mörser, die hinüber wollen, weil ihre 
Schußweiten nicht mehr reichen. Es ist eine Mordsarbeit. Die Pioniere müssen 
unterdessen weiter, um vorn zu helfen. Armierungssoldaten und Etappenforma- 
tionen übernehmen ihre Arbeit. Die ganze Nacht müht man sich mit den 
schweren Geschützen ab. 
Eisenbahner kommen schon und fangen mit Gleisarbeiten an. 
Gegen Morgen treffen die schweren Ballonzüge ein, mächtige Wagen mit 
Motoren. Auch sie wollen hinüber, weil sie von hier hinten nichts mehr sehen 
können. 
Bei Tagesanbruch sind auch die Bäckereikolonnen da. Wo gestern morgen 
das härteste Trommelfeuer des Krieges vier Stunden gerast und wo die größte 
Angriffsarmee des Weltkrieges angetreten, ist heute, noch nicht vierundzwanzig 
Stunden später, schon Etappe. 
Ganz in der Ferne kann man die Geräusche der Schlacht vernehmen. 
☆ 
Am Abend des 2). März läßt sich das Bild der Schlacht schon in seinen Um- 
rissen erkennen. 
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