Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

halben Dutzend geschwollener Arme zuerst überwinden, während der Nacht 
halten sie ihren Drückenkopf gegen alle feindlichen Gegenangriffe. 
Am Morgen des 3. November bricht überraschend schnell die ganze Taglia- 
mento-Front ein. Selbst diese starke natürliche Schranke gibt den Geschlagenen 
keinen Halt. 
Am 9. November stehen die ersten Verfolger am piave. Abermals ist es 
jener württembergische Oberleutnant mit seiner Schar, die in abenteuerlichen 
Rämpfen die Spitze gewonnen hat. Die Ausrüstung der Truppen ist zum 
Teufel. Die Artillerie hat nur zum geringsten Teil folgen können. Das Ge- 
pack fahren sie auf Handkarren oder lassen es von Tragtieren schleppen. Feld- 
küchen brauchen sie nicht. Es gibt genug Spießbraten im Lande. Man kann 
sich wieder einmal sattessen nach Herzenslust. Es ist eine wahre Erquickung. 
Ihr Angriffsgeist ist von einer wilden Entschlossenheit. Zähneknirschend sehen 
sie den breiten Fluß. Die Vorbereitungen zum Ubergang werden getroffen. 
TDahrend die Führung noch mit den Vorarbeiten beschäftigt ist, gelangt ein 
Teil der Truppen aus eigenem Drang über den Fluß hinüber. Zum drittenmal 
sind es jene wackeren \Eürttemberger mit ihrem entschlossenen Führer. Kster- 
reichische Infanteristen schließen sich an. Bei Longarone treiben sie einen 
tiefen Reil in die italienische Aufstellung und nehmen Tausende von Italienern 
mit ihrem Troß gefangen, die aus dem Nordabschnitt der Angriffsfront zurück- 
fluten. 
Unterdessen mißlingen andere Versuche, den Fluß auch weiter südlich durch 
Handstreich zu überwinden. Die nördliche Angriffsgruppe Rrauß unternimmt 
es, die feindliche Front westlich des piave durch Flankenstoß von Norden her 
einzureißen. Aber schon am 13. November stößt die Gruppe auf dem Grappa- 
Massiv mit einem Gegner zusammen, den sie nicht zu werfen vermag. Gleich- 
wohl fortgesetzt, nimmt dieser Rampf bald einen blutigen und ergebnislosen 
Charakter an. 
Noch sind alle Truppen längs des piave fest davon überzeugt, daß der An- 
griff weiter geht. Aber die Oberste Heeresleitung sieht weiter. Sie weiß, daß 
drüben, von den Italienern in ihrer Not herbeigefleht, sechs französische und 
fünf englische Divisionen aufmarschieren. Sie stehen unter dem Rommando des 
Generals Fayolle. General Foch ist herbeigeeilt und hat mit Cadorna die wei- 
teren Operationen besprochen. Cadorna zeigt sich dem Unglück, das über seine 
Armee gekommen ist, gewachsen. Er weigert sich, Fochs Rat zu folgen und noch 
weiter zurückzugehen. Mit Hilfe der französischen und englischen Verstärkungen 
will er die Piave-Front unbedingt halten. 
Diesen verstärkten und aus seiner Niederlage allmählich erwachenden Gegner 
jetzt anzunehmen, geht über die Rraft der deutschen Divisionen. Die Not zwingt 
zur Bescheidenheit. Die 'Wahrheit ist bitter. Man darf sich hier in Italien nicht 
auf Ziele einlassen, die nicht erreicht werden können, weil die Rräfte anderswo 
dringender gebraucht werden. 
Unter dem Einfluß Conrads von Hoetzendorff versuchen die Österreicher noch 
einmal, von Norden aus der alten Ecke aus Asiago und Arsiero heraus eine 
Offensive mit beschränktem Ziel in Schwung zu bringen. Conrad von Hoetzen- 
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