Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

des sind nur zwei Seiten der gleichen Wirkung. Das eine bedingt das andere. 
Beide führen in zwei statistischen Rurven aufeinander zu. Für Marschall Haig 
heißt es, den Moment zu erfassen, wo die Rurven einander berühren werden. 
Für die Deutschen heißt es, die Vereinigung beider Rurven möglichst lange zu 
vermeiden, das bedeutet, die Rurve der eigenen Verluste immer ein wenig unter 
der Rurve des feindlichen Materialverbrauchs zu halten. 
In Wahrheit tappen beide Statistiker, was die feindliche Rurve anlangt, 
fast völlig im Dunkeln. Sie bewegen sich unsichtbar unter der Wucht der 
Materialwirkung und werden erst am Tage des Eingriffs an ihren Wirkungen 
erkennbar. 
Der Angriff beginnt am 3). Juli )917. Er ist eigentlich das einzige, genau 
feststehende Datum dieser Schlacht, denn weder ihr Beginn durch die Feuervor- 
bereitung noch ihr Ausklang im November lassen sich auf einen bestimmten 
Tag fixieren. Wann aber die örtlichen Veränderungen im Verlauf der Schlacht 
eingetreten sind, ist, wie gesagt, für ihre Bilanz ohne Bedeutung. 
Das Vorverlegen der Feuerwalze vollzieht sich so langsam, daß man auch 
hier keine festen Zeitpunkte bestimmen kann, zumal das Schlachtfeld weder eine 
Stellung noch eine Infanterielinie aufweist. 
Diejenigen Romplexe des Trichterfeldes, die auf den Rarten durch die 
Namen Langemarck und Bikschoote bezeichnet sind, werden von französischen 
und englischen Trupps erreicht. Die Materialzonen überschneiden sich hier, 
beide Artillerien belegen den Raum. Dort, wo früher der Steenebeek-Grund 
verlief, treten am Nachmittag kleine deutsche Abteilungen in losem Zusammen- 
hang aus der Materialzone heraus, die von den Engländern auf das deutsche 
Stellungsgebiet gelegt ist. Es sind nur noch schwache Trupps. Auf der Außen¬ 
seite der Materialzone waren sie vor zwei Stunden noch die geordneten Re- 
gimenter der frischen Eingreifdivisionen. 
Träge wälzen sich die Grenzen der Materialzonen wieder rückwärts nach 
der englischen Seite hin. Nach dem Heeresbericht sind am Abend Bikschoote 
und Langemarck nach hartem Rampf zurückerobert worden. Bickschoote geht 
indessen zum zweitenmal und endgültig verloren. 
Auf der übrigen Front bleibt, was die Örtlichkeit betrifft, alles beim alten. 
Nach der Sprachtechnik der Berichte ist also die Abwehr hier siegreich gewesen. 
Die Nacht über, am nächsten Tage und auch am übernächsten, geht es im 
gleichen Stile zäher Schwerfälligkeit und sinnlosen Materialverbrauches weiter. 
Von beiden Seiten rücken neue Truppen in den Bereich des Materials. Dünne 
Gefechte entstehen hier und da in der Mitte. Veränderungen örtlicher Art 
treten nicht ein. Alles bleibt auf seinen alten Positionen im Trichterfeld. 
Gesamtbild bis zum 3. August — der erste große Flandernsturm ist nach 
Verlust unwichtiger Stellungsteile abgeschlagen worden. Auch hier ist die 
Sprache wieder nur Notbehelf. Man kann weder von einem Sturm noch von 
einer Stellung sprechen. 
Es folgt eine Regenperiode, die den Schlammbrei vollendet. Das Material 
bekümmert sich nicht darum. Die Artillerieschlacht geht unvermindert weiter. 
Infanteristische Bewegungen sind ausgeschlossen. Am )o. August verzeichnen 
die Berichte die siegreiche Abwehr neuer Angriffe auf breiter Front. 
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